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Der Junge, der Rache schwor von Trude Teige

Trude Teige ist nicht nur in Norwegen ein großes Licht am Bücherhimmel, sondern auch in Deutschland wohlbekannt. Bereits seit einigen Jahren erschienen ihre Krimis, um die Journlistin Kajsa Coren. Der erste Band dieser Reihe ist allerdings erst im Februar dieses Jahres auf deutsch herausgekommen.
Kajsa Coren arbeitet fürs das politische Ressort eines Fernsehsenders. Begonnen hat sie als Kriminalreporterin, hat aber, nachdem ihre Mann sich als Profiler etablierte gewechselt, um Interessenkonflikte zu vermeiden. In ihrer Ehe läuft es nicht gut, zwei Kinder, ein Mann der sich nicht einbringt und von dem sie sich nicht gesehen fühlt.
Zu Beginn des Buches ist sie mit einer Reportage über Missbrauch in Kinderheimen beschäftigt und hofft damit Druck auf die Politik auszuüben, damit die Opfer entsprechend entschädigt werden. Mehr durch Zufall kommt sie in die Nähe eines abgelegenen Hauses, in dem gerade ein Doppelmord stattgefunden hat. Sie wird neugierig und beginnt sich umzuhören. Nach und nach wird ihr klar, dass es einen Zusammenhang zu der Heimgeschichte gibt und sie gerät ins Visier des Mörders.
Trude Teige gelingt es immer wieder, aktuelle Themen mit einer spannenden Handlung zu verknüpfen und diese so einem breiteren Publikum sichtbar zu machen. Einfühlsam beschriebene Charaktere, eine Protagonistin, die nicht irgendwann im Laufe der Handlung zur Superheldin mutiert, sondern einfach Interesse an Menschen hat, ihre Arbeit gut machen will und nicht immer alles im Griff hat.
Fazit: Unbedingt lesen!
Der Junge, der Rache schwor
Autorin: Trude Teige
Übersetze aus dem Norwegischen: Andreas Brunstermann & Gabriele Haefs
Verlag: atb
ISBN: 9783841230065
Preis: 9,99 € -
Ich bin nicht aufbrausend. Ich habe nur eine kürzere Reaktion auf Bullshit (Elisabeth Taylor) und andere femnistische Sprüche – Marta Breen (Herausgeberin)

Die Herausgeberin Marta Breen, sammelt seit viele Jahren Zitate von Frauen und hat viele davon nun in einem Buch zusammengefasst. Sie schreibt im Vorwort, dass sie damit begonnen hat, weil es von Männerzitaten nur so wimmelt, während das, was Frauen gesagt haben, darin untergeht.
Eine Kritik vorweg, ich finde den Titel unglücklich gewählt, warum man nicht den des norwegischen Originales genommen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Verlage haben manchmal komische Vorstellungen. Im Original heißt es: Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution (Får jeg ikke danse, er det ikke min revolusjon), das Zitat stammt von der Anarchistin und Frauenrechtlerin Emma Goldmann. Doch das war es auch schon.
Doch nun zum Inhalt: Es kommen die unterschiedlichsten Frauen, aus verschiedenen Kulturkreisen zur Wort. Viele sehr prominent und andere wieder eher denen von uns bekannt, die schwer Feminismus haben. Dank Gerburg Jahnke wissen wir ja, dass der nie ganz weggeht und das ist auch gut so. Gloria Steinem, Margaret Atwood, Susan Sonntag und Chimanga Ngozi Adiche sind unter den Autoren.
Es finden sich so Perlen wie das Zitat von der Politikerin Tove Smaadahl:
Ich habe hart dafür gearbeitet, dass meine Tochter eine „Bitch“ wird.
oder von Fran Lebowitz:
Der Erfolg hat mich nicht verdorben, ich war schon immer unerträglich.
Ach ich würde sogerne alle meine Lieblinge herausschreiben. Aber das geht nicht. Daher empfehle ich einfach mal, das Buch zu kaufen und zu lesen. Es ist eines von denen, in denen man immer mal blättern kann und das nie langweilig wird.
Ich bin nicht aufbrausend. Ich habe nur eine kürzere Reaktion auf Bullshit (Elisabeth Taylor) und andere femnistische Sprüche
Herausgeberin: Marta Breen
Übersetzerin aus dem Norwegischen: Evelyn Dahlsrud
Verlag: btb
ISBN: 9783442763078
Preis: 15,00 € -
Möge Gott Dir vergeben von Alan Parks
Glasgow 1974, Detectiv Harry McCoy, gerade aus der Klinik entlassen, wird Zeuge einer Gefangenbefreiung. Die Vorgeschichte dazu: Drei junge Männer haben einen Brand in einem Friseursalon gelegt, bei dem fünf Frauen ums Leben kamen. Die Empörung der Menge ist groß, das Vertrauen in die Polizei, die Entflohenen wieder in Gewahrsam zu nehmen, klein.
Dann wird einer der Jungen gefunden, tot, mit Spuren von Folterungen und einer Kassette auf der er während der Folter gesteht, dass er und die beiden anderen schuldig sind. Zwei Tage später wird der zweite Brandstifter unter ähnlichen Umständen gefunden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, um wenigstens den dritten noch lebend zu befreien.
McCoy treibt nun nicht nur die Frage um, wo die jungen sind, sondern auch, warum sie den Brand gelegt haben. Wer sie beauftragt hat, denn der besagte Friseursalon lag im Gebiet einer der kriminellen Größen Glasgows. McCoy vermutet einen schwelenden Bandenkrieg und wendet sich an seinen Jugendfreund Tommy Cooper, eine weitere Größe in Sachen Kriminalität. Der ist widerwillig bereit zu helfen, besonders weil sein Sohn irgendwie zwischen die Fronten geraten ist.
Harry McCoy bin ich das erste Mal in Die Apriltoten von Alan Parks begegnet und war fasziniert. Einmal gefällt mir das Setting von Parks Kriminalromanen. Eine Welt ohne Handy und Internet in der ermittelt wird. Ein Ermittler mit so einigem an Gepäck. Eine Kindheit in diversen Kinderheimen, einen Alkoliker als Vater, ein Magengeschwür, das jeden Moment aufbrechen kann und er kann kein Blut sehen. Sein bester Freund steht auf der anderen Seite des Gesetzes und doch schaffen sie es ein fragiles Gleichgewicht zu halten.
Alan Parks ist nicht zimperlich was Gewalt angeht, doch er schwelgt nicht darin. Sie ist immer in der Handlung begründet.
Für mich, neben Doug Johnston, einer der besten Kriminalschriftsteller dieser Tage!
Möge Gott Dir vergeben
Autor: Alan Parks
Übersetzerin aus dem Schottischen Englisch: Conny Lösch
Herausgeber: Wolfgang Franzen
Nachwort: Marcus Müntefering
Verlag: Polar
ISBN: 9783910918269
Preis: 26,00 -
Swift River von Essie Chambers

Diamond ist 16, stark übergwichtig und die einzige Schwarze in Swift River, dazu hat sie noch eine weiße Mutter und ihr Vater ist eines Tages verschwunden. Nur seine Turnschuhe, seine Geldbörse und seine Hausschlüssel fand man am Swift River. Die Gerüchteküche brodelt. Dauernd wird berichtet, man hätte ihn gesehen oder es wird behauptet das Diamant und ihre Mutter Annabelle ihn ermordet hätten. Annabelle, Diamants Mutter, ist kaum in der Lage sich gegen das alles zu wehren und sie kann Diamant nichts über die Geschichte der Familie ihres Vaters gezählen. Sie weiß nicht, wie es dazu kam, dass die Schwarzen, bis auf eine junge Frau, Swift River verließen. Dann eines Tages schreibt ihr eine Frau aus Georgia, die sich als ihre Tante Leena entpuppt und die erzählt ihr die Geschichte der Familie.
Der tägliche versteckte und auch offene Rassismus sind für Diamant Normalität. Doch sie hat auch einen Traum, sie will fort aus Swift River und fort von ihrer Mutter. Diamant liebt Annabelle, doch sie sieht auch, dass diese sie mit ihren Depressionen und ihrer Unfähigkeit ein stabiles Umfeld zu schaffen, zerstören wird, wenn sie sich nicht freischwimmt.
Swift River ist Essie Chambers erster Roman. Sie hat in der Fernsehbrancce im Bereich Dokumentarfilm gearbeitet. Diamants Geschichte, die auch die Geschichte Swift Rivers ist, erzählt sie in sowohl in Rückblenden als auch in Briefen. Sie taucht tief ein, in die Zeiten der Rassentrennung und des immer noch existenten Rassismus.
Fazit: Ein Buch das tief unter die Haut geht!
Swift River
Autorin: Essie Chambers
Übersetzerin: Simone Jakob
Verlag: Eichborn
ISBN: 9783847901884
Preis: 24,00 € -
Miss Sonderbar von Sabine Stamer
Britta ist die ruhige Tochter von Holger und Ruth … bis sie auf die Uni geht. Dort beginnt sie sich merkwürdig zu verhalten, sie entwickelt einen Verfolgungswahn, hört Stimmen, setzt ihr Zimmer ausversehen in Brand. Die Eltern holen sie nach Hause und erklären sich das Verhalten ihrer Tochter mit Stress und ungewohnter Umgebung. Britta erholt sich und geht zurück an die Uni, tatsächlich scheint alles gut zu gehen, aber der Schein trügt. Immer mehr driftet sie in eine Welt ab, zu der nur sie Zugang hat. Wieder geht es vorübergend besser, wieder zurück an der Universität lernt sie Jörg kennen. Sie heiraten, sie bekommen ein Kind und wieder nimmt Britta ihre Medikamente nicht und landet nun in der Psychiatrie. Holger, der Vater will nicht wahrhaben, dass es sich um eine Psychische Erkrankung handelt. So etwas hat es in seiner Familie nicht zu geben. Ruth, die Mutter, ist überfürsorglich und Schwester Maike, anerkennt zwar, dass Britta krank ist, ist aber überfordert und zieht sich zurück. Für Britta geht es weiter bergab, Missbrauch, Drogen, Psychiatrie – abgelöst von relativ normalen Zeiten und doch steht sie am Ende auf der Autobahnbrücke. Mit der Szene beginnt Sabine Stamer Brittas Geschichte zu erzählen. Sie lässt alle um die Betroffen in Protokollen zu Wort kommen.
Miss Sonderbar ist Sabine Stamers erstes belletristisches Buch. Die Autorin ist tief in das Thema psychische Erkrankung eingetuacht und das Buch geht einem unter die Haut. Einfühlsam beschreibt sie nicht nur die schizophrenen Phasen Brittas, sondern auch die Reaktionen der Umwelt. Die Sprachlosigkeit der Familie, denn man will ja nicht zugeben, dass es so etwas bei ihnen gibt. Aber auch wie schwer es ist, Hilfe zu finden und vor allem, dass unter so einer Erkrankung nicht nur der oder die Betroffe leidet, sondern alle um sie herum.
Miss Sonderbar
Autorin: Sabine Stamer
Verlag: Rote Katze, Lübeck
ISBN: 9783910563384
Preis: 22,00 € -
Der Tøyen Effekt von Bjarte Breiteig
Tøyen, ein Stadtteil in Oslo. Berüchtigt für seine Armut und Kriminalität. Von der Stadtverwaltung schon lange als Auffangbecken für Asylsuchende und auf soziale Unterstützung Angewiesene genutzt. Hierhin ziehen Mona, Jostein und ihr Sohn Kalle. Schnell beginnen sie sich zu engagieren, suchen Kontakt zu den Nachbarn, helfen bei Anträgen und schließen Freundschaften. Auch soll ihr Sohn Kalle dort in die Schule gehen und nicht auf eine der „besseren“ Schulen in einem angeseheneren Bezirk. Wie es viele die, ähnlich wie sie, nicht aus sozialer Not in Tøyen leben, halten. Mona arbeitet als Lektorin in einem kleinen Verlag und Jostein kümmert sich um Kalle und arbeitet als freiberuflicher Lektor. Das allerdings immer weniger, je mehr er sich im Stadtteil engagiert. Schließlich gründen sie ein Café, das von den Bwohner:innen Tøyens gemeinschaftlich betrieben wird. Endlich erreichen sie, was sie immer wollten, die Stadtverwaltung wird aufmerksam und ist bereit in Tøyens Infrastruktur zu investieren. Doch das bringt nicht nur Gutes. Denn nun ist Tøyen angesagt, Cafés und Restaurants der teureren Klasse entstehen. Denn, mit dem Syrienkrieg, kommt die nächste Flüchtlingswelle. Bei Mona setzt Frust ein, während Jostein sich neu gefordert und gebraucht fühlt. Mona beginnt sich ein anderes Leben vorzustellen und erwägt die Trennung von Jostein.
Als Jostein von einem Vortrag nicht aus Kopenhagen zurückkommt, refelktiert Mona über ihre Beziehung und über das Leben, über ihr großes gemeinsames Projekt und wie alles so aus dem Ruder laufen konnte.
Bjarte Breiteig beschreibt einen Stadtteil, wie es ihn in jeder größeren Stadt gibt. Und er schaut genau hin und das ohne moralisch erhobenen Zeigefinger und ohne Patentrezept. Seine Protagonist:innen sind Personen mit Ecken und Kanten, die oft genug zwischen Hingabe und Selbstzweifel schwanken.
Ein wichtiges Buch!
Der Tøyen Effekt
Autor:Bjarte Breiteig
Übersetzer: Bernhard Strobel
Verlag: Luftschacht
ISBN: 9783903422520
Preis: 26,00 € -
Das Nest von Sophie Morton-Thomas
Fran betreibt eine Wohnwagensiedlung in der Nähe von Norwich. An deren Rand lebt sie mit ihrem Mann Dom und Sohn Bruno. Es ist ein idyllisches Fleckchen, während Dom in der Stadt arbeitet, verwaltet Fran die Siedlung und kümmert sich um ihren Sohn. Auf dem Platz leben auch Frans Schwester Ros, ihr Schwager Ellis und deren Tochter Sadie. Ellis hatte Alkoholprobleme und Ros und er sind arbeitslos. Es ist früh im Jahr, kaum einer der Wohnwagen ist besetzt. Frans größte Freude ist es, die Vögel des Marschlandes zu beobachten. Doch es stehen Veränderungen bevor. Bruno und Sadie bekommen eine neue Lehrerin und eine Gruppe Roma lassen sich in der Nähe der Wohnwagensiedlung nieder. Die Lehrerin sorgt für Gesprächsstoff in dem kleinen Ort, dann ist sie plötzlich verschwunden und wird wenig später ermordet aufgefunden. Alles unausgesprochene hängt wie eine Gewitterwolke über den Menschen und man spürt in jedem Satz, dass es sich jederzeit entladen kann.
Sophie Morton-Thomas hat sich für zwei Erzählperspektiven entschieden, einmal lässt sie Fran zu Wort kommen und zum anderer Tad, einen älteren Roma. Tad sieht von außen auf die Spannungen zwischen Fran und den ihren. Und die gibt es nicht zu knapp. Da ist Sadie, Frans Nichte, die immer ein wenig zu erwachsen scheint und mit Bruno Geheimnisse teilt. Da ist Ros, die in einer Depression festhängt und Ellis, der mit seinen Dämonen kämpft. Frans Mann Dom, der sich anscheinend allem entzieht und Fran selbst, die sich mehr und mehr in die Vogelbeobachtungen flüchtet. All das Unausgesprochene, zu denen noch die Verdächtigungen kommen, wer die Lehrerin ermordet haben könnte, hängen wie eine dunkle Wolke über allen.
Das Nest, ist in so fern ein Krimi, dass es einen Mord gibt, der geklärt werden soll. Doch es ist bei weitem kein Who dunnit?, denn es gibt nicht den Ermittler oder die Ermittlerin. Auch das Opfer findet kaum Erwähnung, es geht mehr darum, welche Auswirkung die Gewalttat auf die Menschen in der Umgebung hat.
Das Nest lässt sich nur schwer in eine Schublade packen. Außer in diese: Ein sehr gutes, brilliant geschriebenes Buch!
Das Nest
Autorin: Sophie Morton-Thomas
Übersetzerin: Lea Dunkel
Verlag: Pendragon
ISBN: 9783865329097
Preis: 22,00 € -
Miss Vergnügen von Martina Parker
Miss Brooks, Engländerin in den mittleren Jahren, wurde von ihrem Ehemann in Wien ausgesetzt. Er meinte, es wäre gut, ein wenig Distanz zu haben. Dank ihres Schwagers, Manager bei Trés Loué, eines Luxuskosmetikkonzerns, findet sie eine Bleibe, in einem etwas heruntergekommenen Haus. Dort sitzt sie nun und häkelt Sorgenpüppchen, bis sie merkt, dass das keine Beschäftigung bis ans Ende ihrer Tage sein kann und so freut sie sich, das der Schwager ihr eine Stelle als Beautyberaterin im Konzern anbietet. In der Welt der Schönheitsmittel, und besonders bei Trés Loué, geht eine Menge vor, was nicht so fein ist. Als einer der Topmanager eingeäschert im Brennofen der Porzellanmanufaktur gefunden wird und kurz darauf Bernhard Sprüngli, der Schwager von Miss Brooks, auf der Verleihung des Parfüm-Oscars erschossen wird, beginnt Miss Brooks mit ihrer Freundinnen, der Moderatorin Stanzi und der Journalistin Katja zu ermitteln. Was sich als haarig erweist, kommt doch Miss Brooks Stiefschwester durchaus als Täterin in Frage. Ihr Hauptquartier, errichten sie im Café Pinguin, wo Kellner Edi für Getränke, Fleischpflanzerl und flotte Sprüche sorgt.
Miss Vergnügen ist der Auftakt zu einer neuen Serie von Martina Parker. Miss Brooks wird uns also noch einige Bände erhalten bleiben. Es ist ein flottgeschriebener Krimi mit einem interessanten Plot, Witz, liebenswerten Charakteren und überraschenden Wendungen. Liest sich gut, allerdings hatte ich mir eine strigentere Plotführung gewünscht und dafür weniger Abschweifungen in die Welt der Kosmetik.
Miss Vergnügen
Autorin: Martina Parker
Verlag: Gmeiner
ISBN: 9783839208410
Preis: 18,50 € -
Winnetou – Karl May in kritischen Zeiten – Klaus Farin & Gabriele Haefs (Herausg.)
Wie kommt es, dass auf einmal ein – zumindestens in Deutschland, positiv konnotierter Begriff – wie Indianer zum „no go“ wurde? Wie kommt es, dass einer der meistgelesenen deutschen Autoren, Karl May (1842 – 1912), auf einmal skeptisch beäugt wird? Wer bestimmt so etwas und noch interessanter, wieso machen so viele unhinterfragt mit?
Ich kenne nahezu niemanden meiner Generation, der oder die, nicht noch heute einen sehnsüchtigen Blick bekommt, wenn sie sich an ihre Leseabenteuer mit Winnetou und Konsorten erinnern. Trotz des sehnsüchtigen Blickes, kommt aber meistens auch: Aber kann man das heute noch so Lesen? Ach ja, und Indianer sollte man vielleicht auch nicht mehr sagen, oder? Meine Antwort: Ja, man kann und man soll! Unbedingt! Denn sie sind von Toleranz und Vielfalt gerpägt! Sicher ist so einiges nicht mehr zeitgemäß, dass ist Shakespeare auch nicht.
In diesem Buch, welches auch noch sehr wunderbar illustriert ist, gehen Andreas Brenne, Christian Feest, Gunnar Sperveslage und Johannes Zeilinger der Sache auf dem Grund, in dem sie das Werk Karl Mays, wie es im Klappentext so schön heißt „unter der Perspektive von kultureller Aneignung, Auswanderung und europäischem Kolonialismus“ unter die Lupe nehmen. Dazu gibt es noch ein Vorwort von Klaus Farin und ein Nachwort von Gabriele Haefs.
Alle diese Texte sind ausgesprochen lesenswert, regen zum Nachdenken an und zeigen den Facettenreichtum eines sehr besonderen Autoren.
Winnetou - Karl May in kritischen Zeiten
Herausg. Klaus Farin & Gabriele Haefs
Verlag: Hirnkost
ISBN: 9783988570451
Preis: 26,00 -
Ursula und das V-Team – Das Schicksal muss warten von C. K. McDonnell und Elaine Ofori
Grundlage der Geschichte ist die Legende um die Heilige Ursula, die mit 11 Jungfrauen im 4. Jahrhundert auf Pilgerfahrt ging, und wieder zurück eine von den Hunnen belagerte Stadt fand. Seit dem nun taucht alle acht Jahre über Köln eine Geisterarmee der Hunnen auf und eine aktuelle Ursula und ein Team aus 11 weiteren Jungfrauen muss sich ihnen stellen. Verlieren sie die Schlachte, wird die Geisterarmee für eine Nacht Köln schleifen. Doch wer ist nun die aktuelle Ursula? Der scharlachrote Rat bringt alle acht Jahre zehn Mädchen, woher sie kommen weiß niemand so genau, zusammen. Sie trinken aus dem Kelch der Hebe und vergessen ihre Herkunft, im Austausch dafür erhalten sie gewisse magische Kräfte. Eine wird zur Ursula ernannt, die aktuelle, weil sie eine Muttermal in der Form eines U hat. Sie wird die Anführerin. Die nächsten acht Jahre werden die Mädchen in Kampfsport und in den Gebrauch ihrer magischen Kräfte geschult, bis die Nacht der Vergeltung da ist. Dann stellen sie sich dem Geisterheer. Normalerweise sollen sie danach erneut aus dem Kelch trinken, die Kräfte verlieren und sich an ihre Herkunft erinnern. Soweit der Plan. Doch was, wenn man zur Vergeltungsschlacht eine Jungfrau zu wenig zur Verfügung hat? Gut, die lässt sich finden und plötzlich erlebt Fremdenführer Adam mehr, als er sich jemals hat träumen lassen. Das erste Problem wäre also gelöst, doch was ist, wenn die Schlacht plötzlich abbricht und die Lehrerin, die am Rand des Feldes warten sollte, verschwunden ist? Vor allem was ist aus den zuvor verschwundenen Jungfrauen geworden? Ursula und ihr V-Team wollen sich nicht einfach außer Dienst stellen lassen und entdecken so einige Mogeleien des Scharlachroten Rates, eine Magierin, die ihr eigenes Süppchen kocht und das es mehr magische Vorgänge in der Stadt gibt, als gedacht. Dann ist da noch ein Nekromant vom Hofe Attilas, der sich nun mit Adam einen Körper teilt und auf Eiscreme steht. Was man ihm nicht verdenken kann.
Ursula und das V-Team ist der Auftakt zu einer Serie und das Autorinnendebüt von Elaine Ofori, welches sie gemeinsam mit ihrem Ehemann C. K. McDonnell geschrieben hat. Und das V-Team lässt es von Anfang an richtig krachen. Wer nun meint, es hier mit einer typischen Schlacht gut gegen böse zu tun zu haben, wird enttäuscht. Das Team Ofori/McDonnell zeigt, dass man ein oft behandeltes Thema neu, spannend, lustig und interessant angehen kann. Ich jedenfalls freue mich bereits auf das nächste Buch der Serie.
Ursula und das V-Team - Das Schicksal muss warten
Autoren: C. K. McDonnell & Elaine Ofori
Übersetzer: André Mumot
Verlag: Eichborn
ISBN: 9783847902102
Preis: 18,00 €














