
Wiederholung von Vigdis Hjorth

Nichts ist jemals vergessen. Das stellt auch die 64-jährige Autorin fest, die mit ihrem Hund durch den Wald geht und deren 16-jähriges Selbst sich in ihre Gedanken drängt und nicht gehen will. Sie bringt Erinnerungen an eine Zeit zurück, die die Autorin lieber vergessen wollte. Doch es gibt keine Ablenkung, im Gegenteil, zufällige Begegnungen verstärken die Erinnerung und mehr und mehr lässt sie sich darauf ein. Da ist der erste Kuss, der erste Kontakt mit Alkohol, das ewige Misstrauen der Mutter, das sich den Eltern ausgeliefert fühlen und dass es da etwas gibt, über das nicht gesprochen wird. Dem sich erst die ältere Frau über das Schreiben nähern kann, das mit jedem Buch, jeder Geschichte klarer wird.
Vigdis Hjorth nähert sich der 16-jährigen, die sie einmal war, sehr vorsichtig. Wünscht sich sie vor Erlebnissen zu beschützen, kann aber auch erkennen, warum ihre Mutter so voller Angst war, warum sie keine Konsequenzen aus dem, was dem Kind geschehen ist, ziehen konnte. Vigdis Hjorth ist eine schonungslose Erzählerin, die sich nicht scheut dorthin zu gehen, wo der Schmerz kaum auszuhalten ist, und sie macht dies, in einem unvergleichlichen Stil. Die Worte, die sie findet und wie sie sie setzt, gehen unter die Haut, setzen sich fest und erweitern den Blick auf die eigenen blinden Flecken im Leben des Lesenden.
Wiederholung
Autorin: Vigdis Hjorth
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Verlag: S. Fischer
ISBN: 9783103976908
Preis: 22,00 €
erscheint am 26.02.2025