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Scharfe Munition
Mit Scharfe Munition liegt nun der siebente und letzte Band aus der Reihe um Detektiv Sergant Brant vor und hat es, wie die sechs Vorgänger, in sich. Nicht nur begegnen wir den altbekannten Polizisten und Polizistinnen, sondern auch einigen der Ganster und Mörderinnen der früheren Bücher. Aber nun zu Scharfe Munition:
Auf Brant wird geschossen. Irgendjemand hat ihm einen Profikiller auf den Hals gehetzt. Nur knapp, durch das beherzte Eingreifen seines Kollegen Porter, überlebt Brant. Die Ermittlungen beginnen, doch da Brant nun einmal ist wie er ist, ist es einfacher die aus zu sortieren, die es sicher nicht waren. Er ist nun einmal ein Kotzbrocken, bestechlich, rücksichtslos und vor allem bar jeder Ethik und Moral. Auch viele seiner Kollegen und Kolleginnen sind nur schwer von denen, vor denen sie ihre Mitmenschen schützen sollen, zu unterscheiden. Doch so weit wie Brant treibt es keiner. Ken Bruen erzählt fragmenthaft und sein Hauptaugenmerk liegt weder auf Forensik noch auf den Segnungen der Technik, sondern auf den Charakteren und es macht großen Spaß denen durch Südost-London zu folgen.
Im Nachwort schreibt Anthony J. Quinn:
Seit 2020 die fünf großen Buchverlage zu vier Machtzentren zusammengelegt wurden, sind Autoren wie Ken Bruen nur durch den unermüdlichen Einsatz unabhängiger Verlage wie dem Polar Verlag mit seinem Team aus engagierten Herausgebern, Übersetzern und Übersetzerinnen überhaupt noch der Leserschaft zugänglich. Ohne ihren Mut und Kampfgeist würden wir in einer Welt einheitlicher, glatt gebügelter Romane leben, denen jeglicher Realismus entzogen wurde, der nicht der Weltsicht aus einigen Büros aus New York und London entspricht, und die sich vor allem an die Lesezirkel der Mittelschicht richten. Eine neue Form der Zensur, und gefährlich.
Ich kann Anthony J. Quinn nur zustimmen. Ein besonderer Dank auch an den Polar Verlag, dass man dort die Leser und Leserinnen mit einem Disclaimer verschont, in dem erklärt wird, dass brutale, politisch unkorrekte Sprache verwendet wird und das zarte Seelchen sich besser wappnen sollten. Das erfrischende an Ken Bruen ist ja, dass seine Charaktere, genau das sind. Sie sind sexitisch, rassitisch, homophob und brutal und wirken alle Mal realistischer, als die glattgestrickten Helden und Heldinnen anderer Bücher, die sich so auf dem Markt tummeln.
Scharfe Munition
Autor: Ken Bruen
Herausgeb. Jürgen Ruckh
Übersetzerin: Karen Witthuhn
Nachwort: Anthony J. Quinn
ISBN: 978-3-910918-10-8
Preis: 17,00 € -
Ich erkenne eure Autorität nicht länger an von Glenn Bech
Ein Manifest gewidmet dem Klassenkampf!
Glenn Bech ist Autor und Psychologe. Er stammt aus einem kleinen Ort in Jütland, für den er zu schwul ist, während er für Kopenhagen nicht queer genug ist. Er sitzt zwischen allen Stühlen, für seine Familie ist seine Sprache zu akademisch, für seine studierten Freunde zu ordinär. Jeder maßt sich ein Urteil an, sortiert das Gegenüber in Schubladen und die, die sich nicht sortieren lassen, stehen immer am Rand. Fühlen sich nie richtig dazugehörig. Das Armut bereits ausgrenzt, erfährt Bech bereits in der Schule.
Warum erlauben wir uns, aus unserer Klasse, unserer Gemeinschaft, unserer sexuellen Orientierung heraus, die die anders sind abzuurteilen und warum lassen wir uns be- und verurteilen, weil wir nicht in ein bestimmtes Raster passen? Warum ist jeder sofort beleidigt, wenn man nicht dessen Weltbild teilt?
es ist eine Abwärtsspirale
wenn niemand Kritik verträgt
ich glaube das ist der Untergang der Gesellschaft
(S 94)Glenn Bechs Text ist im Gedankenstrom geschrieben und einer meiner ersten
Gedanken war, da hat sich einer mal richtig ausgekotzt! Immer öfter jedoch dachte ich: Da spricht mir einer aus der Seele!Ich erkenne eure Autorität nicht länger an
Autor: Glenn Bech
Übersetzung aus dem Dänischen: Andrea Paluch
Verlag: Kröner
ISBN 978-3-520-62701-8
Preis: 25,00 € -
Schwäbisches Capriccio von Anšlavs Eglītis
Anšlavs Eglītis Episodenroman Schwäbisches Capriccio hat deutlich autobiografische Züge. Allerdings ist der Autor im Gegensatz zu seinem Alterego Pēteris Drusts kein Junggeselle, sondern traf mit seiner Frau, der Kunstmalerin Veronika Janelsina, gegen Kriegsende auf der Alb ein. Taiflingen, das heute ein Stadtteil von Albstadt ist, wurde zu seinem fiktiven Pfifferlingen.
Es ist 1945, kurz vor Kriegsende, als Pēteris Drusts auf der Schwäbischen Alb landet. Eigentlich wollte er direkt in die Schweiz und von dort denn weiter. Doch nachdem er zuerst aus Riga vor der Roten Armee geflohen ist und später in Berlin ausgebombt wurde, landet er in dem gar nicht ganz so kleinen, beschaulichen Pfifferlingen und bleibt dort hängen. Er, der weltgewandte Großstädter, ist erstaunt, wie unberührt vom Krieg das Städtchen wirkt, in dem soviele Einwohner Bitzer heißen und in dem sich so wenig ändert. Vier Jahre verbringt Pēteris Drusts in Pfifferlingen und beobachtet die Schwaben und erkennt dabei: Ratschläge erhalten mögen die Schwaben nicht, allerdings geben sie gerne welche!
Eine Arbeit aufnehmen will Pēteris Drusts nicht, einmal weil er die Kriegswirtschaft nicht unterstützen will und zum anderen, will er ja auch gar nicht bleiben. Mehr aus einer Laune heraus besorgt er sich ein Zimmer und Lebensmittelkarten und versucht den Tag herumzubekommen ohne das seine Arbeitslosigkeit entdeckt wird. Denn in Pfifferlingen geht der erwachsene Mann morgens zur Arbeit, kommt zum Mittagessen heim und arbeitet dann bis zum Feierabend weiter. Dabei hat er Zeit seine Mitmenschen zu beobachten und sich zu wundern. Manchmal erinnern seine humorvollen Beobachtungen fast an Schilda. Da ist zum Beispiel die Sparsamkeit. Einem gewissen Hanno zum Beispiel brennt das Haus ab, weil er sich nicht für eine Löschmethode entscheiden kann. Schließlich weiß man nie, ob es nicht eine kostengünstigere Variante gäbe. Dann ist da der Bürgermeister, ein besonnener Mann, der immer einen Weg findet, die Befehle der Nazi-Regierung zu befolgen, aber eben nicht ganz. Er handelt besonnen und im Interesse seiner Stadt. Grund zum Wundern geben auch der Gleichtakt des Alltags und die frugalen Mahlzeiten, die einem bei Einladungen serviert werden.
Schwäbisches Capriccio
Autor: Anšlavs Eglītis
Aus dem Lettischen und mit einem Nachwort von Berthold Forssman
Verlag: Guggolz
ISBN 978-3-945370-47-6
Preis: 25,00 € -
Phytopia Plus von Zara Zerbe
Zara Zerbes Debütroman spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Der Klimawandel hat das seine bewirkt, Überschwemmungen, extreme Hitze, leere Supermärkte. Die Armen wohnen im südlichen Teil der Stadt, dem Brackland der Elbe, die Reichen im Norden in abgeriegelten, bewachten Wohnanlagen mit Biosupermarkt und Wachpersonal. Der Traum von einem Weiterleben nach dem physischen Tod ist nach wie vor vorhanden; und laut der Drosera AG gibt es die Möglichkeit, sein Bewusstsein via Chip in einer Pflanze zu speichern. Aylin ist Aushilfsgärtnerin in der Firma und pflegt diese Pflanzen. Privat handelt sie mit selbstgezogenen Pflanzen, um sich einigermaßen gesunde Nahrung leisten zu können. Als eine der Speicherpflanzen beginnt eine besonders schöne Blattzeichnung zu zeigen, nimmt sie Ableger davon mit nach Hause. Erwartungsgemäß finden Pflanzen mit dieser Maserung reißenden Absatz, doch Aylins Zweifel und Ängste wachsen, denn letztendlich ist es eine kriminelle Handlung Pflanzen aus den Gewächshäusern der Drosera AG mitzunehmen. Doch Aylin braucht Geld. Sie wünscht sich die 350 000 € zusammen zu bekommen, um das Bewusstsein ihres Großvaters mit einer Pflanze verschmelzen zu lassen.
Wenn man Zara Zerbe in Aylins Leben folgt, macht sich ein leichtes Unwohlsein breit. Denn die sozialen Verwerfungen und die Umweltschäden, sind schon heute spürbar, wenn auch nicht so deutlich, wie in Phytopia Plus. Ein sehr heutiges Buch von einer Autor:in, die begriffen hat, das zeigen sehr viel eindringlicher ist, als beschreiben. So schwelgt sie nicht in Katastrophenbeschreibungen, sondern zeigt, wie die Menschen mit den Folgen leben müssen.
Zara Zerbe hat für Phytopia Plus den Phantastik Preis der Wetzlar erhalten. Völlig zu Recht, wie ich finde.
Phytopia Plus
Autorin: Zara Zerbe
Verlag: Verbrecher Verlag
ISBN: 978-3-95732-581-5
Preis: 25,00 € -
Die Schnellimbissdetektivin von Liza Cody
Hannah Abrahms ist Ex-Polizistin. Ex, weil sie ihren Sergant in einen Kanal geschubst hat. Seitdem versucht sie sich als Privatdetektivin mit kleinen Fällen, wie verschwundenen Hunden, streunenden Ehemänner und aus Kleingärten verschwundenem Gemüse, zu etablieren. Über Wasser hält sie sich, mit ihrer Arbeit in der Sandwich Shak, einem Imbiss in Südlondon, einen Job den sie hasst. An einer Stelle meint sie, dass sie mit Digby, dem Besitzer, die ehrlichste Beziehung hat, da sie sich beiden verabscheuen. So kündigt sie oder er sie mit schöner Regelmäßigkeit. Da der Zeitpunkt der Geschichte zu Covidzeiten ist, kommt das noch erschwerend hinzu.
Hannah hat eine katastrophal gescheiterte Beziehung hinter sich, ist pleite, lebt bei einem lesbisch, militant veganen Paar zur Untermieter, die sie eigentlich nicht im Haus wollen und wo sie eigentlich nicht sein will. Sie hängt dazwischen und wütend. Hannah ist einerseits taff und arbeitet hart, so ist sie dankbar für jeden Fall und tut ihr Bestes. Bei all ihrer Rotzigkeit wünscht sie sich derartig geliebt und akzeptiert, schlicht gesehen zu werden, dass sie sich schon mal in der Beurteilung ihrer Mitmenschen vertut. So in Carl, der nette 80zig-jährige, der ihr einen einfachen Auftrag erteilt, aber leider vergessen hat so einiges zu erwähnen, was ihr eine Stalkerin beschert. Oder Mark, der Charmbolzen, mit dem sich eine Geschäftsbesprechung wie ein Date anfühlt, der aber anscheinend die eine oder andere Leiche im Keller hat.
Liza Codys Krimis sind nie simple „Who dunnit’s?“. Ihre Protagonistinnen sind keine Superfrauen. In Lady Bag wird eine Obdachlose zur Detektivin und hier eine junge Frau, die in der Metropolitian Police Opfer von struktureller sexueller Gewalt wurde, die ihr auch im täglichen Leben immer wieder begegnet. Hannah, die sich tough und unberührbar gibt, ist sich sehr bewusst, wie dünn ihre Sicherheitsdecke ist. Es herrscht eine Wirtschaftskrise und die Schere zwischen arm und reich klafft im Post-Brexit London jeden Tag weiter auseinander. Auf der einen Seite ist da das Straßenkind BZee, das von Hannah und einigen Kleingärtnern durchgefüttert wird und auf der anderen Seite ihre Vermieterinnen, die ihren Veganismus zur Religion machen und auf die herabsehen, die sich das nicht leisten können.
Fazit: Unbedingt Lesenswert!
Die Schnellimbissdetektivin
Autorin: Liza Cody
Übersetzerin: Iris Konopik
Verlag: Ariadne
ISBN: 978-3-86754-275-3
Preis: 18,00 € -
Lieferdienst von Tom Hillenbrand
Der Lieferdienst der Zukunft! Keine langen Umwege mehr, um die Ware zum Auslieferer zu transportieren. Die Firmen schicken die Matrix an die Lieferdienste, die drucken per 3D-Drucker aus und ihre Auslieferer schwingen sich aufs Hoover Board, allerdings erst nachdem sie sich überzeugt haben, dass sie ihren Visierhelm aufhaben und bewaffenet sind. Denn es herrscht ein harter Konkurrenzkampf. Arkadi ist einer dieser Auslieferer, er kennt sich aus, weiß wie er die Konkurrenz austricksen kann und hat die Firmenreligion inklusive Rangsystem verinnerlicht. Zum Anfang der Geschichte hinterfragt er nicht allzuviel. Warum auch? Die angebliche Überproduktion kann ja kein Problem sein, heißt es doch, dass alles was nicht ausgeliefert werden konnte, wieder in seine Atome zerlegt wird. Doch eines Tages, verläuft Arkadis eigentlich normaler Arbeitstag ein wenig anders. Seine Welt gerät ins Wanken und sein Leben in Gefahr.
Dick ist das Buch mit seinen 189 Seiten wahrlich nicht, aber gemessen an dem was es enthält schon. Tom Hillenbrand versteht es meisterlich auch auf wenigen Seiten eine komplexe Geschichte mit vielen Untertönen zu erzählen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich es mir an einigen Stellen etwas ausführlicher gewünscht hätte. Wahrscheinlich bin ich von Hologrammatica und Qube verwöhnt, Bücher von Hillenbrand in denen ich einige Tage schwelgen konnte, während ich Lieferdienst in einem Rutsch durchgelesen habe.
Lieferdienst
Autor: Tom Hillenbrand
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 9783462006216
Preis: 20,00 € -
Blue Sisters von Coco Mellors
Avery: Anwältin, lebt in London, verheiratet mit der perfekten Frau, lebt in dem perfekten Haus und hat doch das Gefühl, dass ihr Leben alles andere als perfekt ist.
Bonny: Boxerin, nach einem diaströsen Kampf flieht sie nach Kalifornieren und arbeitet als Türsteherin.
Lucky: lebt in Paris und dauernd unterwegs. Modell und Partymaus der Extraklasse, ist gerade dabei ihre Karriere und sich selbst gegen die Wand zu fahren.
Nicky: Lehrerin und tot!
An Nickys ersten Todestag erhalten die Schwestern eine E-Mail ihrer Mutter, in der sie mitteilt, dass sie die New Yorker Familienwohnung verkaufen wird. Wenn die Schwestern sich Andenken von der verstorbenen Schwester sichern wollen, sollen sie dies tun, bevor die Wohnung geräumt wird. Seit Nickys Tod ist das Leben, der eng miteinander verbundenen Schwestern aus der Bahn geraten. Avery, die oft genug Mutterstelle an ihren Schwestern vertreten hat, sieht sich vom Kinderwunsch ihrer Frau überfordert und ist nicht in der Lage zu kommunizieren, dass sie kein Kind will. Das Thema, dass sich durchs Buch zieht ist Sucht. Während Avery durch das Klauen kompensiert, ist Lucky dabei sich langsam aber sicher ins Grab zu saufen und zu koksen. Selbst Bonnie, die weder klaut, noch trinkt, noch Drogen nimmt, hat ihre Sucht. Sie flüchtet sich in den Sport. Auch Nicky, die „normalste“ der Drei, die Lehrerin, mit der Endometriose war süchtig, in dem Fall nach Schmerzmittel und ist an einer Überdosis gestorben. Die Suchtgeschichte der Familie geht weiter zurück, der Vater ist Alkoholiker, die Mutter Co-abhängig.
Doch es ist nicht nur ein Buch über Süchte. Es ist eine Geschichte von Verbundenheit. Denn trotz aller Diskrepanzen sind die Schwestern sich nahe, auch wenn sie nach Nickys Tod ein wenig auseinandergedriftet sind, ist das Band doch stark genug, wieder zueinander zu finden.
Es dauerte einige Seiten, bis mich das Buch gepackt hatte. Dann aber so total, dass ich es am liebsten in einem Rutsch durchgelesen hätte. Die zarten Fäden, die der Geschichte Struktur geben sind fein gesponnen und es dauert ein wenig bis man merkt, wie komplex diese scheinbar leicht erzählte Geschichte der vier Schwestern ist.
Das Buch erscheint am 30. August 2024
Blue Sisters
Autorin: Coco Mellors
Übersetzerin: Lisa Kögeböhn
Verlag: Eichborn
ISBN: 978-3-8479-0186-0
Preis: 24,00 € -
Relight my Fire von C. K. Mcdonnell
Endlich ist er da, der vierte Teil der Stranger Times Serie von C. K. Mcdonnell und es ist wieder eine rasante Geschichte.
Im dritten Teil hat Stella (Name und Alter unbekannt, wirkt aber wie ein Teenager) einen der Begründer in Notwehr getötet. Leider sehen die Begründer nicht wirklich ein, dass es Notwehr war und so ist es angebracht, dass sie keine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Sie ist nun an der Universität und möchte eigentlich auch nichts anderes, als ein normales Leben führen, was schwierig wird, als ihr ein junger Mann aus größer Höhe direkt vor die Füße fällt und sein Leben aushaucht. Hanna die, im Wechsel mit den anderen der Belegschaft, Stella aus Sicherheitsgründen folgt, hat den Sprung gesehen und das der junge Mann nicht einfach sprang und auf den Boden klatschte, sondern einige Zeit schwebte. Natürlich ein Fall für die Stranger Times! Allerdings ist Bancroft (Irlands Rache für alles was England den Iren angetan hat, wie Reggie ihn nennt), abgelenkt, denn er wird von jemanden verfolgt, er ihm mitteilt, dass er Banecroft aufgrund seiner Taten in der jüngeren Vergangenheit in Bezug auf einen Geist, in die Hölle zerren wird, außer er schafft es Klarheit in eine gewisse Angelegenheit zu bringen.
Auch diesmal ist es wieder ein Vergnügen mit dem Team der Stranger Times auf Recherche zu gehen und sich an den skurillen Gestalten, den Alten wie den Neuen, zu freuen. Brian, der Ghoul, ist mein absoluter Favorit, auch wenn er etwas seltsame Toilettengewohnheiten hat.
Relight my Fire
Autor: C. K. Mcdonnell
Übersetzer: André Mumot
Verlag: Eichborn
ISBN: 9783847901761
Preis: 22,00 € -
Erik der Rote von Øystein Morten
Erik der Rote, der Entdecker Amerikas. Was für ein Titel und was für ein Buch. Gehört hat man ja schon viel über diesen, aus einer Entdeckerfamilie stammenden, Wikinger, der über Norwegen nach Island kam und von dort nach Grönland aufbrach, wo er sich Land nahm; dann zurück nach Island ging, um weitere Siedler für das grüne Land zu werben. Schließlich brachen 25 Schiffe in das neue Land auf und 14 von ihnen erreichten ihr Ziel. Eine Erfolgsgeschichte! Sicher, aber eine mit holperigen Beginn. Erik ist wahrscheinlich 14 oder 15 als er und sein Vater von Jaeren, Norwegen nach Island aufbrechen, das Land das von Eriks Großvater Nadd Odd entdeckt wurde. Dort nehmen sie Land im Norden. Später siedelt Erik südlicher, heiratet, gerät in Streit mit den Nachbarn und wird vom Thing das erste Mal für vogelfrei erklärt. Er bringt sich in Sicherheit, gerät abermals in Streit, wird nun in einem anderen Bezirk für vogelfrei erklärt und macht sich auf nach Grönland.
Øystein Morten nun, nimmt sich die 40 Sätze der Saga um Erik des Roten vor und geht ihr nach. Im Februar März 2020 bricht er mit seinem Sohn nach Island auf und besucht die Plätze, an denen Erik gelebt hat. Dann kommt Covid und das Projekt gerät ins Stocken, bis er eine Möglichkeit findet Eriks Spuren virtuell zu verfolgen. Die Recherche zu diesem Buch ist genau so spannend, wie die Geschichte Eriks und seiner Nachkommen, von denen der bekannteste wohl Leif Erikson gewesen sein dürfte, der schließlich Vinland/Amerika entdeckte. Die 40 Sätze in der Saga um Erik sind im Grunde sehr mager und nicht sehr aussagestark, es wird eher schnörkellos festgestellt was Erik wann getan hat, aber Øystein Morten versteht es die 40 Sätze mit Leben zu füllen und nimmt den Leser, die Leserin auf eine interessante Entdeckungsreise in die Vergangenheit mit.
Fazit: Unbedingte Leseempfehlung!
Erik der Rote
Autor: Øystein Morten
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Verlag: Kröner
ISBN: 9783520629036
Preis: 30,00 € -
Das Verschwinden von Sandra Newman
Eine Welt ohne Männer! Sandra Newman stellt sich in „Das Verschwinden“ genau das vor. In ihrem Roman verschwinden sämtliche Y-Chromosom-Träger plötzlich und lassen teils ratlose, teils traurige und viele feiernde Frauen zurück. Eine die nicht so richtig weiß, ob sie trauern oder feiern soll ist Jane Pearson, aber sie will trotz ihrer Ambivalenz ihren Mann und Sohn wiederhaben und sie glaubt zu wissen, wer ihr helfen könnte. Evangeline Moreau, die Anführerin einer politischen Bewegung, mit der sie auf dem College befreundet war. Als die Beiden aufeinandertreffen verliert Jane für kurze Zeit ihr Ziel die Männer zurückzuholen aus den Augen und widmet sich dem Aufbau einer neuen, einer feministischen Gesellschaft. Doch dann tauchen Videos auf, die Männer in einer surrealen Welt zeigen und immer mehr werden von ihren Frauen und Müttern erkannt. Dann entdeckt Jane eine Möglichkeit die Männer zurückzuholen.
„Das Verschwinden“ habe ich nicht ohne ein gewisses Befremden gelesen und war trotzdem gefesselt. Sandra Newman erzählt hier nicht nur die Geschichte von Evangeline und Jane, sondern richtet den Scheinwerfer auf verschiedene Frauen, die aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen. Insgesamt lässt Sandra Newman die männerlose Welt recht schlüssig entstehen und doch hätte ich mir mehr Mut zur Veränderung, zum Beipsiel in den hierachischen Strukturen gewünscht.
Das Verschwinden
Autorin: Sandra Newman
Übersetzerin: Milena Adam
Verlag: Eichborn
ISBN: 9783847901327
Preis: 24,00 €