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Da, wo ich dich sehen kann von Jasmin Schreiber

Emma ist tot! Sie wurde von ihrem Mann Frank ermordet und von ihrer 10-jährigen Tochter Maja gefunden. Für Frank geht es ins Gefängnis, doch wie geht es für Maja, für Brigitte und Per, Emmas Eltern, und für Liv, die beste Freundin und Majas Patentante weiter?
Maja lebt nun bei Brigitte und Per in Glauberg, Hessen. Sie kommt nur schwer mit dem, was geschehen ist, zurecht. Nur in Gesellschaft ihrer Patentante Liv und deren Hündin Chloé wird sie lockerer. Liv ist Astrophysikerin und Maja interessiert sich für das Universum.
Ein Mishna Zitat sagt: „Wer einen einzigen Menschen tötet, zerstört eine ganze Welt“. Dass dies der Wahrheit entspricht, zeigt Jasmin Schreiber in „Da, wo ich dich sehen kann“ auf berührende Weise. Für die Familie von Emma ist nichts mehr, wie es vorher war. Das betrifft nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit. Frank war manipulativ und gewalttätig. Emma wirkte nicht glücklich, hat aber auch nicht darüber gesprochen, was Frank ihr antut. Die Hinterbliebenen bleiben mit den Fragen, was wenn wir dann und dann das und das gesagt hätten? Wenn wir genauer nachgefragt hätten? Hätte Emma sich denn getrennt? Wäre sie noch am Leben? Auch Maja hat Schuldgefühle, weil sie ihren Vater der Mutter oft vorgezogen hat. Sie kämpft mit Alpträumen, weil sie meint ein böses Mädchen gewesen zu sein. Auch fühlt sie sich schuldig, weil sie ihren Vater immer noch liebt.
Jasmin zeigt nicht nur die einzelnen Personen, sondern wirft auch Schlaglichter auf Femizide, die statistisch gesehen, vermehrt zunehmen. Sie fügt Artikel und Behördenschreiben in die Geschichte ein und gibt ihr damit noch mehr Tiefe. Es ist ein Buch, das tief unter die Haut geht. Es ist ein Buch, das viele lesen sollten. Es erzählt mehr, als die Geschichte einer Familie nach einem traumatischen Ereignis. Es erzählt auch von der strukturellen Gewalt gegen Frauen und wie gerne darüber hinweg gesehen wird.Da, wo ich dich sehen kann
Autorin: Jasmin Schreiber
Verlag: Eichborn
ISBN: 9783847902232
Preis: 24,00 € -
Die Trauerrednerin und der verschwundene Bote von Karla Letterman

Penni Sattler, Bewohnerin des Lübecker Brolingviertels ist besorgt, als der flotte Pizzabote und Instagramer Nic plötzlich nicht mehr die Pizzas verteilt. Auch auf seinen Instagramkanal ist es merkwürdig still. Die Post dort hatten sich dort bereits seit einiger Zeit von positiven Einblicken in seine Arbeit und besagten Stadtviertel zu sehr negativ verändert. Als Penni, ihres Zeichens Trauerrednerin, bei der Beerdigung eines jungen Mannes aus reichem Hauses, Nic entdeckt, wird ihr Gefühl, das etwas ganz und gar nicht stimmt lauter. Der Nic den sie dort sieht, ist allerdings bei weitem nicht mehr der fröhliche Sonnyboy, sondern wirkt krank und bedrückt. Als denn noch eine junge Frau eine Anschuldigung gegen die Familie des Toten ausspricht, wird Penni neugierig und beginnt, mit Unterstützung von Privatermittler und Freund Eric-Erkan zu ermitteln.
Der Geschichte liegt eine gute Idee und ein feines Setting, die alte Hansestadt Lübeck, zugrunde. Karla Lettermann schreibt flüssig und auch witzig. Die Stadtbeschreibungen machen Lust, Lübeck mal wieder einen Besuch abzustatten. Leider fehlt dem Krimi-Element so einiges. Die Motivation der Ermittlerin ist doch sehr vage, ein loser Verdacht, eine Bemerkung die in aufgeheizter Atmosphäre von ihr völlig unbekannten Menschen gemacht wird, scheinen doch recht mager für eine Ermittlung. Das mag noch alles irgendwie hingegen, was mich wirklich gestört hat, sind die Ereignisankündigungen in der Art: Noch wusste sie nicht, dass die schwarze Bluse sie in Schwierigkeiten bringen würde. Charmant geschrieben, aber handwerklich schlecht gemacht.
Die Trauerrednerin und der verschwundene Bote - Ein Lübeck-Krimi Autorin: Karla Letterman Verlag: Rote Katze ISBN: 978-3-910563-45-2 Preis: 20,00 €
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Zwölf ungezähmte Pferde von Anne Holt

2022, die Zeit des Lockdowns ist vorbei. Ein Mensch scheint dies zu bedauern: Hanne Wilhelmsen! Spröde und mit sozialer Kompetenz so um Null herum ausgestattet, schafft sie es die wenigen Menschen, die ihr gewogen sind zu vergrätzen. Ihre Frau Nefis verlässt sie mit Tochter Ida, nachdem ihr gemeinsamer Freund Henrik, seines Zeichens Hauptkommisar, ermordet aufgefunden wurde und es arg danach aussieht, dass sein Tod hätte verhindert werden können, wenn Hanne seine Bitte nach Hilfe nicht abgeschlagen hätte. Die einzige die ihr widerwillig zur Seite steht ist Ebba Braut, ihres Zeichens Lektorin und schwanger, ohne, wie sie behauptet Sex gehabt zu haben. Natürlich ist Hanne skeptisch, bis sie entdeckt, woran Henrik gearbeitet hat, ein Frau hat Selbstmord begannen, nachdem sie ihre Schwangerschaft entdeckt hat. Karoline Vilde ist sehr religiös und geht von einer unbeflekten Empfängnis aus, was ihr natürlich niemand glaubt, auch ihre Familie nicht. Als dann noch eine Frau mit einer unerklärlichen Schwangerschaft auftaucht, zeichnet sich ein ausgesprochen düsteres Bild ab. Frauenhass und frustrierte Männer gibt es reichlich, doch hier scheint er eine neue Stufe zu erreichen.
Anne Holt ist immer eine sichere Garantin für Spannung, interessante Charaktere und aktuelle Themen. Hier hat sie sich selbst übertroffen.
Zwölf ungezähmte Pferde
Ein Fall für Hanne Wilhelmsen.
Autorin: Anne Holt
ISBN 3855351961
EAN 9783855351961
Veröffentlicht September 2025
Verlag/Hersteller Atrium Verlag
Übersetzt von Gabriele Haefs -
Das Glück der Bücher von Karin Joachim
Ein neues Buch von Karin Joachim. Diesmal ist es kein Krimi, sondern spielt in ihrer neuen Heimat, dem Münsterland.
Lilo, Mitte 50, ist begeisterte Buchhändlerin, die leider durch wirtschaftliche Umstände gezwungen wird, ihr Geschäft aufzugeben. Die Neuorientierung gestaltet sich schwierig, da der Arbeitsmarkt für über 50jährige nicht viel her gibt, Bürgergeld nur eine verübergehende Unterstützung sein kann, aber sicher nicht geeignet ist, die Zeit bis zur Rente zu überbrücken. Da entdeckt Lilo die Bücherschränke, die in jedem Ort seit einigen Jahren auftauchen und dort trifft sie diverse interessante Menschen . Ihre eher schwarzgefärbte Welt wird bunter. Allerdings ist nicht jeder neue Bekannte das, was er auf den ersten Blick scheint.
Karin Joachim hat sich eines aktuellen Themas angenommen, der kriselende Buchmarkt, die Verlagerung auf den Onlinehandel und die Gefahr des sozialen Abstiegs, durch Arbeitslosigkeit. Allerdings hätte ich dem Buch einen weniger behäbigen Erzählstil gewünscht.
Das Glück der Bücher
Autorin: Karin Joachim
Verlag: Gmeiner
ISBN 9783839208502
Preis: 15,00 € -
Sophie – Die Kaisermacherin von Michaela Baumgartner
Irgendwann war die Erzherzogin Sohpie, Gattin von Erzherzog Franz Karl und Mutter von Kaiser Franz Josef, mal ein Mädchen und eine Prinzessin in Bayern. Sie war ausgelassen, hatte ein liebevolles Elternhaus, ein lebenslanges gutes Verhältnis zu den Eltern und den meisten ihrer Geschwister. Aus Liebe Heirat sie Franz Karl nicht, sie macht sich auch keine Illusionen über seine geistigen Qualitäten, doch Sympathie ist da und so scheint es ihr kein allzu großes Opfer zu sein. Sie hingegen ist gebildet, politisch interessiert und nicht ohne Ehrgeiz. Da Kaiser Ferdinand, nicht die hellste Kirsche auf der Torte, denkbar ungeeignet ist, die Unruhen in Wien zu begegnen, wird er zurücktreten und eigentlich wäre nun Franz Karl sein Nachfolger und Sophie somit Kaiserin. Sie überredet ihren Gatten zu Gunsten Franz Josefs zurückzutreten und bleibt die graue Eminenz im Hintergrund. Das ändert sich, als dieser die 15 jährige Sisi, Sophies Nachte heiratet. Erst ist das Verhältnis ungetrübt, doch das ändert sich schnell. Sisi erweist sich nicht als so formbar, wie Sophie es sich erhofft hatte.
Michaela Baumgartner erzählt die Sophies Geschichte historisch korrekt, mit Brief- und Tagebuchfragmenten untermaut. Das Buch liest sich sehr flüssig, allerdings muss ich gestehen, dass ich es als Biografie vorgezogen hätte. Doch das ist natürlich Geschmackssache. Schön ist es, dass es mit Bild der herzlosen Schwiegermutter und dem süßlichen Sisi Klischee aufräumt.
Sophie - Die Kaisermacherin
Autorin: Michaela Baumgartner
Verlag: Gmeiner
ISBN: 9783839209059
Preis: 17,50 € -
Haralds Mama von Johanna Fried
Harald, bipolar, tablettenabhängig und liebenswert, er erinnert seine Freundin an einen golden Retriver, war auf Entzug. Nun soll er heimkehren. Doch zu wem? Zu seiner Freundin oder zu seiner Mutter? Die beiden Frauen treffen auf einem kleinen Flughafen im Norden Schwedens aufeinander. Einig sind sie sich nur darin, dass sie einander nicht leiden können und die jeweils andere schädlich für Harald halten. Schnee nun verhindert den Abflug von Haralds Flugzeug und die beiden Frauen, die ihn lieben, sich aber hassen, habe Zeit miteinander zu reden. Wobei reden, das will eigentlich nur Haralds Mama. Seine Freundin hat im Grunde so gar keinen Bedarf, ärgert sich aber mehr und mehr, dass sie jedes Mal, wenn sie den Monolog von Haralds Mama unterbricht, abgewürgt wird. In Gedanken geht sie zurück, geht den Weg noch einmal, der dazu geführt hat, dass sie nun auf diesem Flughafen sitzt und von Vorwürfen einerseits und Selbstneweihräucherung andererseits überschüttet wird.
Johanna Fried lässt zwei Frauengenerationen aufeinandertreffen, die es nicht schaffen füreinander Verständnis aufzubringen. Alles was sie trennt wird gnadenlos offengelegt und keine ist bereit das Feld zu räumen und über dem Feld schwebt Harald.
Haralds Mama
Autorin: Johanna Fried
Übersetzerin: Susanne Dahmann
Verlag: Eichborn
ISBN: 9783847902188
Preis: 23,00 € -
Katabasis von R. F. Kuang
Was macht man, wenn man seinen Professor durch ein nachlässig gezeichnetes Pentagramm explodieren lassen hat, ihn aber für den Abschluss in Analytischer Magie dringend braucht? Für Alice Law keine Frage: Man folgt ihm in die Hölle und bringt ihn zurück! Alice macht also einen Schnellkurs in Tartarismus, ist bereit den Preis, die Hälfte ihrer Lebenszeit, zu zahlen und macht sich mit Dante und Vergil gerüstet auf. Die waren schließlich schon dort und haben es zurück geschafft. Allerdings bekommt sie in letzter Minute einen Reisegefährten: Peter Murdoch, Überflieger, ebenfalls Doktorant bei Jakob Grimes und Alice Konkurrent um dessen Gunst.
Alice und Peter stellen schnell fest, dass sich ihr Wissen über die Hölle und ihre Regeln ergänzt, diese aber doch noch so einige Überraschungen in Petto hat. Prof. Grimes finden sie nicht so schnell wie gehofft, doch sie lernen sich besser kennen und erkennen, dass ihre Vorstellungen von einander weit von der Realität abweichen und wie sehr Grimes, ein ziemliches Ungeheuer, sie gegeneinander ausgespielt hat. Je besser sie sich kennenlernen, je mehr wird Alice Idol, eben jener Professor Jakob Grimes, von seinem Sockel gestürzt.
Alice wird bewusst, welchen Preis sie bezahlt hat, um in Cambridge, bei dieser Koryphäe, ihren Abschluss zu machen und bezweifelt mehr und mehr, dass es das wert war. Übermenschliche Arbeitsbelastung, Sexistische Übergriffe, Beleidigungen und ein Reglement, dass es unmöglich machen sich zu beschweren. Täte sie das, würde es Grimes eine leichte Abmahnung einbringen, sie aber ihre Karriere kosten.
Bereits in Babel hat sich R. F. Kuang einer Hochschule gewidmet und einen existieren Ort mit einem fantastischen Spiegelbild versehen. Damals war das Thema Rassismus und Englands Kolonialismus. Diesmal ist es persönlicher. Ihr fiktives Cambridge ist ein Ort, an dem Magie erforscht wird und der einiges von seinen Studendierenden an Unterordnung und Arbeitsaufwand verlangt. Es ist eine patriachal geprägte Ordnung und Alice, wie viele andere ihrer Generation, macht sich eher über die Feministinnen lustig und denkt, dass doch alles an Gleichstellung erreicht ist. Ein weiteres Trugbild, was ihr genommen wird.
Fazit: Ein Buch an dem alles stimmt! Eine spannende, originelle Geschichte und Protagonist:innen, die man abwechsel in den Arm nehmen und schütteln möchte. Das Buch ist wunderschön aufgemacht. Ich bin schon so gespannt, was R. F. Kuang als nächstes schreibt. Zum Glück sind ihrer Bücher derart, dass man sie ohne weiteres zwei oder auch dreimal lesen möchte und immer noch etwas neues entdeckt.
Katabasis
Autorin: R. F. Kuang
Übersetzt von Alexandra Jordan & Heide Franck
Verlag: Eichborn
ISBN: 9783847902164
Preis: 28,00 -
Noch fünf Tage von Andrea Fischer Schulthess
Noch fünf Tage, dann will Amanda sich das Leben nehmen. Sterben wollte sie schon immer, besser gesagt, sie wollte nie wirklich leben. Erträglich war es für sie nur durch Alkohol und Tabletten. Es gab auch ruhigere Zeiten, während ihr Sohn klein war, auch liebt sie ihren Mann, der immer zu auf Geschäftsreise ist und die Erinnerungen an ihren Großvater Alois, wie er in ihrer Kindheit war. Von dem unternehmungslustigen Mann von damals ist nicht viel übrig geblieben, mittlerweile ist er ein boshafter Alter geworden, den sie sich fernhält. Was er aber nicht bleibt, denn fünf Tage bevor sie aus dem Leben scheiden will, passiert so einiges. Die Freundin ihres Sohnes ist schwanger und Alois hat sich verletzt und muss erst einmal bei seiner Enkelin einziehen. Vieles kommt hoch, auch die ungeklärten Fragen, die sie seit ihrer Kindheit belasten. Wer war ihre Großmutter und warum hat sie sich umgebracht? Warum war Amandas eigene Mutter so distanziert und hat sie irgendwann von ihrem Großvater ferngehalten? Komischerweise haben die ganzen Probleme nicht den Effekt, dass sie nun erst recht sterben will, sondern genau das Gegenteil. Amanda will noch ein wenig bleiben, doch dann …
Familiendrama, Psychokrimi? Irgendwie beides. Die Geschichte hat mich sehr mitgenommen, besonders da die Protagonistin teils nur schwer auszuhalten ist. Aber das kann man ja literarisch nur als Qualität ansehen. Ein wenig störend fand ich die Rückblenden, die so unmotiviert daher kommen. Das hätte sich geschickter lösen lassen.
Fazit: Ein sehr akutelles, lesenswertes Buch
Noch fünf Tage
Autorin: Andrea Fischer Schulthess
Verlag: Pendragon
ISBN: 9783865329127
Preis: 22,00 € -
Noatun von William Heinesen
Das Kleinstadtleben auf den Faröer hat Nils Peter und seiner Familie, sowie einigen anderen, nicht viel zu bieten. So beschließt die kleine Gruppe ein Stück Land zu pachten und eine Landwirtschaft aufzubauen. Das Landstück ist bekannt als Dødmandsdal und es heißt, dort sei einmal ein Schiff auf Grund gelaufen. Totmanntal, ist nun nicht gerade ein verlockender Name für ein Dorf im Aufbau und so nennen sie Noatun, nach der Halle des nordischen Gottes des Meeres, Njörd.
Das Leben ist hart, es ist ein ständiger Kampf gegen die Elemente. In der Sommersaison sind die meisten Männer auf See, denn das ist die einzige Möglichkeit Geld zu verdienen, zurück bleiben die Frauen, Kinder und Alten, die weiter versuchen die Landwirtschaft in Gang zu bringen. Ob alle Männer von den gefährlichen Fahrten zurückkommen, ist denkbar ungewiss, wie Sara, eine jungverheiratete Frau feststellen muss.
Doch Stürme, Steinschläge, Hunger und harte Arbeit sind nicht die einzigen, die es erschweren Noatun zu einer blühenden Gemeinde zu machen. Rezession im Land, Gerede und übelmeinende, wohlhabende Bauern, sind eine weitere.
William Heinesen (1900 – 1991) beschreibt eindrucksvoll das Leben, dieser Menschen. Zeigt ihren Eigensinn, ihr Durchhaltevermögen und ihren Glauben an eine bessere Zukunft. Sie sind wortkarg, die Noatuner, aber sie singen gerne. So finden sich immer wieder Liedverse eingewoben in der Handlung. Ein eindrucksvolles Buch.
Noatun
Autor: William Heinesen
Übersetzerinnen aus dem Dänischen: Inga Meinecke und Verena Stössinger
Nachworte von: Klaus Müller-Wille und Sólrún Michelsen
Verlag: Guggolz, Berlin
ISBN: 9783945370520
Preis: 26,00 € -
See you Later von Alan Bennett
Hilltopp, nicht vergessen, es wird mit „pp“ geschrieben, ist eines der Altenheime, die nicht ganz schlecht, aber auch nicht wirklich gut sind. Für die Bewohner und Bewohnerinnen ist klar, es geht auch mieser, denn wer den Zuschlag nicht mehr zahlen kann oder nicht spurt, dem droht Low Moor, ein von NHS (National Health Service) betriebenes Heim. Alles geht seinen Gang, es wird gepuzzelt, gestrickt, der Fensterputzer bietet sexuelle Dienstleistungen im Fahrradschuppen an und Woodruff, frönt immer mal wieder seinen exhibitionistischen Neigungen, was ihn Low Moor stetig näher bringt. Dann kommt Corona und die Leiterin, sowie die Hilfe sterben. In Hilltopp etabliert sich eine Selbstverwaltung, denn Mrs. Foss, ein Neuzugang, ist eine recht ressourcevolle Dame.
Das ist also der erste Teil von See you later. Den zweiten bilden Tagebuchauszüge von Alan Bennett während der Coronazeit. Zum ersten Teil lässt sich sagen: Schade dass der Autor es so rausgegeben hat, da wäre noch viel mehr gegangen. Es hat etwas fragmenthaftes und bleibt hinter früheren Werken Bennetts zurück. Sicher der Humor, der Sprachwitz und die skurillen Charaktere sind da. Aber es fehlt der Feinschliff, wie man ihn aus etwa Die soveräne Leserin oder Cosi van tutti kennt.
Die kurzen Tagebuchauszüge sind eine feine Ergänzung, hier ist der Witz da, aber auch das gespenstische der Coronajahre.
See you later
Autor: Alan Bennett
Übersetzer: Ingo Herzke
Verlag: Wagenbach
ISBN: 9783803113887
Preis: 20,00 €










