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Blues von Peter Braukmann
Peter Beck, seines Zeichens Kriminalkommisar, hat noch ein Vierteljahr bis zur Pensionierung. Sein Vorgesetzer will ihn allerdings schon mal aus dem Tagesgeschäft raushaben und macht ihm ein Geschenk. Er darf sich einen ungelösten Fall heraussuchen, einen, der ihn die ganzen Jahres nicht losgelassen hat. Für Beck ist klar, welcher das ist. Bevor er zur Polizei ging, war er als Folksänger unterwegs und auf einem der Festivals, auf denen er spielte, wurde ein Kollege ermordet. Der Täter wurde nie gefasst und so sieht Beck eine Chance, den Mord, der ihn bewogen hat Polizist zu werden, vielleicht doch noch zu lösen. Zur Unterstützung holt er sich seinen Freund, den Privatermittler Steffen Schröder, sowie dessen Freundin Annemarie Wouters. Ja weiter sie in den Coldcase dringen, wird klar, dass in ihm die Wurzeln, für so einige Machenschaften in der Gegenwart liegen.
Eine schöne Geschichte hat Peter Braukmann sich ausgedacht. Wer seine Krimis oldfashionend mit heutiger Technik mag, wird Peter Beck und seine Mitstreiter mögen. Doch ich muss auch anmerken, dass der Geschichte mehr Aufmerksamkeit und ein strikteres Lektorat und Korrektorat gut getan hätte.
Blues
Autor: Peter Braukmann
Verlag: Epubli
ISBN: 978-3-8190-4374-1
Preis: 11,99 € -
Frühlingsnacht von Tarjei Vesaas
Ein Haus auf dem Land. Die Eltern sind über Nacht aus dem Haus. Der14 jährige Hallstein und seine ältere Schwester Sissel genießen die Abwesenheit der Erziehungsberechtigten und die Wärme des Tages. Als sie sich zum Abendessen setzen, klopft es und vor der Tür stehen ein Mädchen in Hallsteins Alter, ein älterer und ein jüngerer Mann. Letzterer hat eine hochschwangere Frau in den Wehen auf dem Arm. Die Familie hatte eine Autopanne und muss nun erst einmal bleiben und natürlich muss auch noch die Frau, Kristine, die noch im Auto sitzt, weil sie nicht laufen kann, geholt werden. Schnell zeigt sich, dass die Autopanne das geringste Problem der Familie ist. Die Konflikte entladen sich und Hallstein und Sissel befinden sich mittendrin.
In dieser Nacht geschieht alles auf einmal. Geburt, Tod, erste Liebe, Verrat und Enttäuschung, es ist alles dabei. Tarjei Vesaas beherrscht es meisterhaft Spannung aufzubauen, ohne eigentlich zu benennen was vorgeht. Im Unausgesprochenem entfaltet sich ein Drama. Was hat sich zwischen Kristina und ihrem Mann zugetragen? Warum spricht sich nicht? Was hat Karl im Krieg erlebt? Was hat ihn verändert? Und täuscht Hallstein sich darin, dass Gudrun ihn mag? Eine turbulente Frühlingsnacht in einfachen Worten erzählt. Tarjei Vesaas hat auf Nynorsk beschrieben, der Umgangssprache, während zu seiner Zeit die meisten Autor:innen Bokmal, die Buchsprache wählten. Doch gerade die Schlichtheit der Worte verleihen dem Text eine ganz besonders Dichte.
Fazit: Wundervoll
Frühlingsnacht
Autor: Tarjei Vesaas
Übersetzer aus dem Norwegischen: Hinrich Schmidt-Henkel
Nachwort: Hanne Orstavik
Verlag: Guggolz
ISBN: 9783945370490
Preis: 25,00 € -
Dienstmädchen für ein Jahr von Sigrid Boo
Es sind die 30er Jahre. Helga, Tochter aus gutem Hause und gerade 19, ist ein wenig verärgert, weil ihr Vater ihr keine Paris Reise finanzieren will. Nicht genug damit, als die Herren aus ihrer Clique, besonders ihr derzeitiger Favorit Jörgen Krogh, behaupten, dass so verwöhnte junge Damen, nicht in der Lage sind, irgendeine vernünftige Arbeit zu verrichten, lässt sie sich auf eine Wette ein. Ein Jahr lang wird sie sich als Dienstmädchen verdingen. Schafft sie es, lockt ein Diamantring. Die Regeln werden festgelegt und schon geht es los. Eine dieser Vorgaben gibt denn auch das Format dieses Buches vor. Es ist ein Briefroman. Einmal im Monat berichtet Helga ihrer Freundin Greta über ihr Leben. Eine weitere Regel ist: Sie darf niemanden erzählen, wer sie wirklich ist.
Helgas erste Stelle ist in der Stadt, bei einer Familie, die sich eigentlich kein Dienstmädchen leisten kann, sich aber gerne den Anschein von Luxus geben möchte. Dort bleibt sie nicht lange. Danach kommt sie auf Gut Vinger, außerhalb der Stadt, unter. Dort findet sie Freunde und natürlich gibt es dort auch einen Mann, der ihr Interesse erregt.
Sigrid Boo lässt ihre Protagonistin leicht und charmant über ihr Leben, auf der anderen Seite der Gesellschaft, erzählen. Es ist ein Vergnügen Helgas Berichten zu folgen. Was mir allerdings eindeutig fehlt, ist die dunkle Seite einer solchen Stelle. Es wird schon angedeutet, dass dem Personal mehr oder weniger immer mit Misstrauen begegnet wird. Sei es, dass natürlich der Verdacht auf das Dienstmädchen fällt, wenn etwas abhandenkommt oder die generelle Annahme, dass die Angestellten sich einen Vorteil erschleichen wollen. Das diese Themen nicht vertieft werden, liegt natürlich daran, dass Helga aus der Perspektive einer Frau erzählt, die jederzeit sagen kann, es reicht! Ich gehe zurück in mein eigentliches Leben. Was hat sie schon zu verlieren? Außer einer Wette? Nichts! Während ein Mädchen, dass auf eine solche Stelle angewiesen war, sich sehr viel mehr vorsehen musste.
Dienstmädchen für ein Jahr
Autorin: Sigrid Boo
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Verlag: Rowohlt Kindler
ISBN 9783463000732
Preis: 24,00 -
Mathilda von Mary Shelley
Mathilda ist der zweite Roman Mary Shelleys, der allerdings zu ihren Lebzeiten 1797 – 1851) unveröffentlicht geblieben ist.
Mathildas Mutter stirbt bei ihrer Geburt. Ihr vor Trauer gebrochener Vater geht aus England fort und lässt das Kind bei seiner älteren Schwester. Diese versorgt das Mädchen zwar, ist aber keine liebende Natur und so bleibt Mathilda sich selbst überlassen. In ihrer Einsamkeit entwickelt sie eine Liebe zur Natur und zu Geschichten und träumt von einer Wiedervereinigung mit ihrem Vater. Zu dieser kommt es denn auch, als Mathilda 16 Jahre alt ist. Einige Monate ist ihr Zusammenleben die reinste Wonne. Doch dann, von einem Moment zum anderen, so scheint es dem Mädchen, verändert sich der geliebte Vater. Er wird brüsk und abwesend, scheint sich von ihr abzuwenden. Mathilda ist verzweifelt und will den Grund erfahren. Sie drängt so sehr darauf, dass er ihr wider besseres Wissen gesteht, was ihn umtreibt und erkennt, dass seine Gefühle so abseits allen natürlichen sind, dass er nur einen Weg sieht.
Mathilda zieht sich in die Einsamkeit zurück und ist sich sicher, dass es für sie kein Glück geben kann und darf. Sie gibt sich ihrem Leid und ihrer Todessehnsucht hin. Auch als der Dichter Woodville, ebenfalls ein Trauernder, sich ihr in Freundschaft nähert, ist sie nicht in der Lage, sich aus ihrem Unglück zu lösen. Woodvilles Streben ist im Gegensatz zu ihrem, trotz all seiner Trauer, auf ein Weiterleben und eine Hoffnung auf Glück gerichtet.
Mary Shelley, die selbst viele Verluste in ihrem Leben zu beklagen hatte, kannte sich mit Trauer aus. Zwei ihrer Kinder starben und ihr Mann, der Dichter Percy Bysshe Shelley, ertrank gerade einmal 33jährig. Wie autobiografisch die Vater Tochter Geschichte ist, lässt sich nicht sagen. Was sich aber sagen lässt, ist, dass die Autorin das Thema in all seiner Tiefe angegangen ist. Das zweite Thema, was sich fast durchgängig durch diesen großen kleinen Roman zieht, ist die Todessehnsucht der Heldin, die teils nur schwer zu ertragen ist. Was an keiner Stelle ausgesprochen wird, was aber mitschwingt ist, dass Mathilda, das Opfer, meint Schuld auf sich geladen zu haben. Etwas, was uns ja auch heute nicht fremd ist.
Mathilda
Autorin: Mary Shelley
Übersetzung und Nachwort: Stefan Weidle
Verlag: Pendragon
ISBN: 9783865328700
Preis: 22,00 €
erscheint am 05.03.2025 -
Wildwandler – Der Ruf der weißen Eule von Håkon Marcus
Nein, wirklich glücklich ist Embla nicht. In der Schule gilt sie als komisch und seit ihre Freundin Fernanda weggezogen ist, ist sie sehr einsam. Auch zu Hause läuft es nicht gut, die Eltern scheinen so gar nicht zu verstehen, dass sie am liebsten drinnen ist und liest. Schließlich haben die es satt und verhängen einen umgekehrten Hausarrest und den soll ausgerechnet ihre ältere Schwester, die allseits beliebte Malene, überwachen. Ach ja, und Embla soll zu ihrem Geburtstag eine Party feiern.
Dann ist da noch ein Mistkäfer, der ihr Nachrichten schreibt und merkwürdige Vorgänge mit anderen Tieren. Und da ist Mikael, der Junge mit den roten Augenbrauen und dem Motorrad, der ihr rät, nicht in den Wald zu gehen. Als sie es doch tut, wird sie von Strixen angegriffen. Mikael rettet sie. Er bringt sie in die Kgl. Anthropometazonische Botschaft von Vielfalt, wo sie Asyl erhält und erfährt, dass sie ein Werwesen ist. Da sie ihre Gestalt noch nicht wechseln konnte, ist nicht klar, welches Tierwesen sie sein wird, doch, so wird er erklärt, wäre das nicht unegewöhnlich. Embla bereitet sich nun auf die Prüfung vor, die ihr erlaubt in beiden Welten zu leben. Doch irgendwas scheint nicht so ganz zu stimmen. Sogar in der Botschaft wird sie angegriffen und als die Prüfungen beginnen, wird es richtig eng für Embla und ihre Freunde.
Es ist lange her, dass ich ein Jugendbuch mit solcher Freude gelesen habe. Håkon Marcus hat da einen wundervollen Serienauftakt geschrieben und ich freue mich bereits auf den 2. Teil. Der Autor hat nicht nur eine sehr eigene Welt mit ungewöhnlichen Wesen geschaffen, wer hat schließlich schon mal von einem Werseestern gehört, sondern eine Landschaft verschwimmender Grenzen. Einen Raum also, in dem nicht immer klar ist, was und wer gut oder böse ist und wie oft beides beieinander liegt.
Fazit: Unbedingt lesenswert und nicht nur für Jugendliche. Auch 67jährige, wie ich, werden ihre Freude an dem Buch haben.
Wildwandler - Der Ruf der weißen Eule
Autor: Håkon Marcus
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Verlag: arsEdition
ISBN: 9783845860824
Preis: 17,00 € -
Die Fletchers von Long Island von Taffy Brodesser Akner
Es beginnt 1980. Die Fletchers sind sind eine typisch amerikanisch-jüdische Familie. Carl leitet die Styropor-Fabrik, die er von seinem Vater übernommen hat, Phyllis, seine Mutter ist der Segen und der Schrecken der jüdischen Gemeinde und der Historischen Gesellschaft, während Ruth, Carls Frau, Hausfrau und Mutter ist. Nathan und Bernhard (genannt Beamer) sind bereits auf der Welt, Jenny ist unterwegs. Da geschieht es. Carl wird auf dem Weg zur Arbeit entführt. Die Familie zahlt ein hohes Lösegeld und er kommt nach einer Woche frei. Auch wenn Phyllis ihm immer wieder sagt: Das ist nur deinem Körper geschehen, nicht Dir! So ist er doch schwerst traumatisiert und das wirkt sich auf die gesamte Familie aus. Über 30 Jahre später steht die angesehene Familie, vor einem Scherbenhaufen. Ihre Firma ist pleite, es stehen Strafgelder wegen Umweltverstößen aus und keiner weiß so recht wie es weitergeht. Nathan, der älteste Sohn, ist bei aller Vorsicht aus seinem Job als Anwalt geflogen, Beamer, der als Drehbuchautor tätig (eher untätig ist) kommt auf keinen grünen Zweig und Jenny, die ihrer Familie zum Trotz als Gewerkschafterin arbeitet, stellt fest, dass es vielleicht doch nicht so eine gute Idee war, die vierteljährlichen Tantiemen zu verschenken. Überhaupt wird allen bewusst, wie sehr sie sich über den Reichtum der Familie definiert haben, als dieser Reichtum nicht mehr da ist.
Es ist ein kluges und witziges Buch. Es gibt Stellen an denen ich schallend gelacht habe, aber auch solche an denen ich dachte: Das wäre auch kürzer gegangen! An manchen Stellen zieht es sich doch sehr.
Die Charakterstudien der Fletchers sind sehr fein. Der Aufbau auch. Man glaubt zuerst eine nette jüdisch-amerikanische Familie kennenzulernen, entdeckt aber schnell, dass diese Leute so einige Abgründe haben. Sie alle lügen. Sie belügen ihre Partner, sie belügen sich selbst, sie sind vom Leben enttäuscht und sie sind hängengeblieben. Ob sie die Chance, die in der Zerstörung ihrer Welt liegt, nutzen können ist mehr als fraglich.
Fazit: Feines Buch! 100 Seiten kürzer, wäre es sogar ein sehr gutes Buch!
Die Fletchers von Long Island
Autorin: Taffy Brodesser Akner
Übersetzerin: Sophie Zeitz
Verlag: Eichborn
ISBN: 978-3-8479-0211-9
Preis: 25,00 € -
Linges Mission von Øystein Wiik
Weihnachten 1941 fällt Martin Linge bei einer Aktion gegen die deutschen Besatzer in Malloy und wird zum norwegischen Nationalhelden. Sein Weggefährte und Freund Björn Sjovag, berät 50 Jahre später eine Theatergruppe, die Linges Leben in den Kriegsjahren, auf die die Bühne bringen will. Er will endlich die wahre Geschichte erzählen, doch zweifelt er daran, dieser Aufgabe würdig zu sein.
Martin Linge war Schauspieler, ging in den Widerstand gegen die deutsche Besatzung und wurde von den Engländern, nach dem es ihm gelungen war, den Deutschen eine Enigma-Decodiermaschine abzujagen, für eine Spezialeinheit angeworben. Er sollte eine Gruppe Norweger rekrutieren, die sich im Land auskennen, und gemeinsam mit dem britischen Militär, sollen die Besatzer aus Norwegen vertrieben werden. Dank Linges Charisma finden sich Freiwillige für diese Aufgabe. Zu diesen gehört Björn Sjovag. Gemeinsam nehmen sie an diversen Einsätzen teil und Linge, der mit Autorität so seine Probleme hat, geht immer größere Risiken ein. Davon hält ihn auch Rosmary nicht ab. Die deutlich jüngere Rosmary Reed hat Linge in London kennen und lieben gelernt. Auch sie findet sich 50 Jahre später in Oslo ein, doch sie will zu erst nicht, dass die Geschichte ihrer großen Liebe Teil der Theateraufführung wird.
Øystein Wiik hat sich sehr intensiv mit Martin Linge beschäftigt und schafft es, ihn werden zu lassen. Die Person Linges und die Zeit, in der für sein Land kämpft, bietet sich für einen Roman an. Øystein Wiik jedoch hat es geschafft nicht nur eine spannende Geschichte auf zwei Ebenen zu erzählen, sondern Persönlichkeiten mit all ihren Ecken und Kanten zu zeigen.
Linges Mission
Autor: Øystein Wiik
Übersetzer:innen: Maike Dörries, Günther Frauenlob
Pendragon Verlag
ISBN 9783865328991
Preis 26,00 €
erscheint am 05.03.2025 -
Wiederholung von Vigdis Hjorth
Nichts ist jemals vergessen. Das stellt auch die 64-jährige Autorin fest, die mit ihrem Hund durch den Wald geht und deren 16-jähriges Selbst sich in ihre Gedanken drängt und nicht gehen will. Sie bringt Erinnerungen an eine Zeit zurück, die die Autorin lieber vergessen wollte. Doch es gibt keine Ablenkung, im Gegenteil, zufällige Begegnungen verstärken die Erinnerung und mehr und mehr lässt sie sich darauf ein. Da ist der erste Kuss, der erste Kontakt mit Alkohol, das ewige Misstrauen der Mutter, das sich den Eltern ausgeliefert fühlen und dass es da etwas gibt, über das nicht gesprochen wird. Dem sich erst die ältere Frau über das Schreiben nähern kann, das mit jedem Buch, jeder Geschichte klarer wird.
Vigdis Hjorth nähert sich der 16-jährigen, die sie einmal war, sehr vorsichtig. Wünscht sich sie vor Erlebnissen zu beschützen, kann aber auch erkennen, warum ihre Mutter so voller Angst war, warum sie keine Konsequenzen aus dem, was dem Kind geschehen ist, ziehen konnte. Vigdis Hjorth ist eine schonungslose Erzählerin, die sich nicht scheut dorthin zu gehen, wo der Schmerz kaum auszuhalten ist, und sie macht dies, in einem unvergleichlichen Stil. Die Worte, die sie findet und wie sie sie setzt, gehen unter die Haut, setzen sich fest und erweitern den Blick auf die eigenen blinden Flecken im Leben des Lesenden.
Wiederholung
Autorin: Vigdis Hjorth
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Verlag: S. Fischer
ISBN: 9783103976908
Preis: 22,00 €
erscheint am 26.02.2025 -
Träum nicht von Aschenputtel von Johanna Marie Feil
Mira ist 16 und ein normaler Teenager. Sie lebt mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester zusammen, geht zur Schule, macht Leichtathletik und sie liebt Bücher. Jungs sind noch nicht so ihr Ding und auch Partys mit Alkohol machen ihr keinen Spaß. Ganz im Gegensatz zu ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester. Eines Tages findet Mira in dem Antiquariat der Mutter ihrer besten Freundin, ein altes Buch mit den Grimmschen Märchen. Sie ist sofort fasziniert und blättert darin. In der Nacht träumt sie von Aschenputtel und in dem Wunsch dem armen, von ihrer Stiefmutter ausgebeuteten Mädchen, zu helfen, auf den Ball zu kommen, bringt sie die Geschichte durcheinander. Das ist nicht alles, was nun in der Märchenwelt schiefläuft, überträgt sich auf Miras Leben. Sie sieht nur eine Möglichkeit alles wieder in Ordnung zu bringen, sie muss sich erneut in Aschenputtels Welt träumen und dazu braucht sie das Buch. Doch das ist mittlerweile verkauft.
Dieser Jugendroman hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Autorin hat ihn mit siebzehn geschrieben und ihre Geschichte kohärent und spannend erzählt. Sie streift so manches aktuelle Thema unter Jugendlichen. Spielsucht, Mobbing, Pubertät und dass es nicht immer einfach ist ein Teenager zu sein. Besonders wenn man so einiges was Mädchen in dem Alter so machen, noch nicht auf den Plan hat. Mira hat das Glück Freundinnen zu haben, die das nicht stört.
Feines Buch!
Träum nicht von Aschenputtel
-Jugendroman-
Autorin: Johanna Marie Feil
Verlag: Rote Katze, Lübeck
ISBN: 978-3-9824516-4-0
Preis: 15,00 € -
Wir Schlaflosen – Kritik an der Übermüdungsgesellschaft von Ralph Gerstenberg
„Müde, ich bin furchtbar müde“, ist die Antwort, die man dieser Tage oft auf die Frage: „Wie geht es Dir?“ bekommt. Das ist mir in den letzten Jahren aufgefallen, vor allem wohl auch, weil ich vor einiger Zeit Schlafstörungen hatte. In meinem Fall waren sie leicht zu behben. Der Laptop wird nun früher ausgeschaltet und das Smartphone kommt im Flugmodus in ein anderes Zimmer und zwar mindestens drei Stunden von dem Schlafengehen. Trotzdem beschäftigt mich das Thema seitdem immer öfter und so war ich hoch erfreut, dass sich Ralph Gerstenberg des Themas auf kompetente Weise angenommen hat. Ihm geht es hier nicht nur um die gesundheitlichen Schäden, die durch Schlaflosigkeit verursacht werden, sondern auch und besonders auf die gesellschaftlichen Auswirkungen. Angst ist ein großer Schlafräuber und die ist omnipräsent. Angst vor Krieg, sozialen Abstieg, Klimaveränderung oder schlicht nicht zu genügen. Dazu noch Dauerbeschallung durch die digitalen Geräte, es gehört anscheinend nahezu zum guten Ton dauerhaft erreichbar zu sein. Die Folge: Schlafmangel! Gereizheit! Dauererschöpfung!
Diese kleine Buch, es sind gerade einmal 80 Seiten, ist ein echtes Schwergewicht, welches ich nur empfehlen kann. Es ist kein Schlafratgeber im üblichen Sinne, doch es benennt die offensichtlichen Probleme und so kann jede und jedet daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen, um wieder tief und fest zu schlafen und zu träumen.
Wir Schlaflosen - Kritik der Übermüdungsgesellschaft
Autor: Ralph Gerstenberg
Verlag: Carl-Auer
ISBN: 978-3-8497-0555-8
Preis: 14,50 €