Mathilda von Mary Shelley
Mathilda ist der zweite Roman Mary Shelleys, der allerdings zu ihren Lebzeiten 1797 – 1851) unveröffentlicht geblieben ist.
Mathildas Mutter stirbt bei ihrer Geburt. Ihr vor Trauer gebrochener Vater geht aus England fort und lässt das Kind bei seiner älteren Schwester. Diese versorgt das Mädchen zwar, ist aber keine liebende Natur und so bleibt Mathilda sich selbst überlassen. In ihrer Einsamkeit entwickelt sie eine Liebe zur Natur und zu Geschichten und träumt von einer Wiedervereinigung mit ihrem Vater. Zu dieser kommt es denn auch, als Mathilda 16 Jahre alt ist. Einige Monate ist ihr Zusammenleben die reinste Wonne. Doch dann, von einem Moment zum anderen, so scheint es dem Mädchen, verändert sich der geliebte Vater. Er wird brüsk und abwesend, scheint sich von ihr abzuwenden. Mathilda ist verzweifelt und will den Grund erfahren. Sie drängt so sehr darauf, dass er ihr wider besseres Wissen gesteht, was ihn umtreibt und erkennt, dass seine Gefühle so abseits allen natürlichen sind, dass er nur einen Weg sieht.
Mathilda zieht sich in die Einsamkeit zurück und ist sich sicher, dass es für sie kein Glück geben kann und darf. Sie gibt sich ihrem Leid und ihrer Todessehnsucht hin. Auch als der Dichter Woodville, ebenfalls ein Trauernder, sich ihr in Freundschaft nähert, ist sie nicht in der Lage, sich aus ihrem Unglück zu lösen. Woodvilles Streben ist im Gegensatz zu ihrem, trotz all seiner Trauer, auf ein Weiterleben und eine Hoffnung auf Glück gerichtet.
Mary Shelley, die selbst viele Verluste in ihrem Leben zu beklagen hatte, kannte sich mit Trauer aus. Zwei ihrer Kinder starben und ihr Mann, der Dichter Percy Bysshe Shelley, ertrank gerade einmal 33jährig. Wie autobiografisch die Vater Tochter Geschichte ist, lässt sich nicht sagen. Was sich aber sagen lässt, ist, dass die Autorin das Thema in all seiner Tiefe angegangen ist. Das zweite Thema, was sich fast durchgängig durch diesen großen kleinen Roman zieht, ist die Todessehnsucht der Heldin, die teils nur schwer zu ertragen ist. Was an keiner Stelle ausgesprochen wird, was aber mitschwingt ist, dass Mathilda, das Opfer, meint Schuld auf sich geladen zu haben. Etwas, was uns ja auch heute nicht fremd ist.
Mathilda
Autorin: Mary Shelley
Übersetzung und Nachwort: Stefan Weidle
Verlag: Pendragon
ISBN: 9783865328700
Preis: 22,00 €
erscheint am 05.03.2025