Science Fiction

  • Ökologie,  Roman,  Science Fiction

    Phytopia Plus von Zara Zerbe

    Zara Zerbes Debütroman spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft. Der Klimawandel hat das seine bewirkt, Überschwemmungen, extreme Hitze, leere Supermärkte. Die Armen wohnen im südlichen Teil der Stadt, dem Brackland der Elbe, die Reichen im Norden in abgeriegelten, bewachten Wohnanlagen mit Biosupermarkt und Wachpersonal. Der Traum von einem Weiterleben nach dem physischen Tod ist nach wie vor vorhanden; und laut der Drosera AG gibt es die Möglichkeit, sein Bewusstsein via Chip in einer Pflanze zu speichern. Aylin ist Aushilfsgärtnerin in der Firma und pflegt diese Pflanzen. Privat handelt sie mit selbstgezogenen Pflanzen, um sich einigermaßen gesunde Nahrung leisten zu können. Als eine der Speicherpflanzen beginnt eine besonders schöne Blattzeichnung zu zeigen, nimmt sie Ableger davon mit nach Hause. Erwartungsgemäß finden Pflanzen mit dieser Maserung reißenden Absatz, doch Aylins Zweifel und Ängste wachsen, denn letztendlich ist es eine kriminelle Handlung Pflanzen aus den Gewächshäusern der Drosera AG mitzunehmen. Doch Aylin braucht Geld. Sie wünscht sich die 350 000 € zusammen zu bekommen, um das Bewusstsein ihres Großvaters mit einer Pflanze verschmelzen zu lassen.

    Wenn man Zara Zerbe in Aylins Leben folgt, macht sich ein leichtes Unwohlsein breit. Denn die sozialen Verwerfungen und die Umweltschäden, sind schon heute spürbar, wenn auch nicht so deutlich, wie in Phytopia Plus. Ein sehr heutiges Buch von einer Autor:in, die begriffen hat, das zeigen sehr viel eindringlicher ist, als beschreiben. So schwelgt sie nicht in Katastrophenbeschreibungen, sondern zeigt, wie die Menschen mit den Folgen leben müssen.

    Zara Zerbe hat für Phytopia Plus den Phantastik Preis der Wetzlar erhalten. Völlig zu Recht, wie ich finde.

    Phytopia Plus
    Autorin: Zara Zerbe
    Verlag: Verbrecher Verlag
    ISBN: 978-3-95732-581-5
    Preis: 25,00 €
  • Roman,  Science Fiction

    Lieferdienst von Tom Hillenbrand

    Der Lieferdienst der Zukunft! Keine langen Umwege mehr, um die Ware zum Auslieferer zu transportieren. Die Firmen schicken die Matrix an die Lieferdienste, die drucken per 3D-Drucker aus und ihre Auslieferer schwingen sich aufs Hoover Board, allerdings erst nachdem sie sich überzeugt haben, dass sie ihren Visierhelm aufhaben und bewaffenet sind. Denn es herrscht ein harter Konkurrenzkampf. Arkadi ist einer dieser Auslieferer, er kennt sich aus, weiß wie er die Konkurrenz austricksen kann und hat die Firmenreligion inklusive Rangsystem verinnerlicht. Zum Anfang der Geschichte hinterfragt er nicht allzuviel. Warum auch? Die angebliche Überproduktion kann ja kein Problem sein, heißt es doch, dass alles was nicht ausgeliefert werden konnte, wieder in seine Atome zerlegt wird. Doch eines Tages, verläuft Arkadis eigentlich normaler Arbeitstag ein wenig anders. Seine Welt gerät ins Wanken und sein Leben in Gefahr.

    Dick ist das Buch mit seinen 189 Seiten wahrlich nicht, aber gemessen an dem was es enthält schon. Tom Hillenbrand versteht es meisterlich auch auf wenigen Seiten eine komplexe Geschichte mit vielen Untertönen zu erzählen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich es mir an einigen Stellen etwas ausführlicher gewünscht hätte. Wahrscheinlich bin ich von Hologrammatica und Qube verwöhnt, Bücher von Hillenbrand in denen ich einige Tage schwelgen konnte, während ich Lieferdienst in einem Rutsch durchgelesen habe.

    Lieferdienst
    Autor: Tom Hillenbrand
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    ISBN: 9783462006216
    Preis: 20,00 €

  • Krimi,  Science Fiction

    Memoria von Zoë Beck 

    Deutschland in einer nicht allzufernen Zukunft. Harriet lebt in einem Sozialsilo, mit reduzierten Stromkonitngent und schlägt sich als Wachfrau in einem Einkaufszentrum durch. Ab und an bekommt wie mal einen Auftrag in ihrem eigentlichen Beruf, sie ist Klavierbauerin geworden, nachdem nach einer Verletzung an eine Karriere als Pianistin nicht mehr zu denken war.

    Eines Tages hat sie den Auftrag ein Klavier zu überarbeiten. Eines Tages rettet sie eine Frau aus einem brennenden Haus, die sie zu kennen scheint. Auch merkwürdig, sie bringt sich und weitere Personen mit dem Auto aus der Gefahrenzonen und realisiert dabei, dass sie Autofahren kann, obwohl sie meint gar keinen Führerschein gemacht zu haben. Wie kann das sein, warum behauptet man auf dem Amt, dass sie einen Führerschein hätte? Verwechselung oder stimmt etwas mit ihren Erinnerungen nicht? Die Rettungsaktion setzt Erinnerungen in Gang und Harriet beschließt an den Anfang zurückzukehren, nach München, wo sie aufgewachsen ist. Dort scheint jemand verhindern zu wollen, dass sie sich erinnert und zwar endgültig.

    Zoë Beck greift in diesem Buch, wie auch schon in Paradies City, wichtige Themen auf. Wie werden wir in Zukunft leben? Wie manipulibar sind wir? Wieviel Selbstbestimmung ist in einem komplett regulierten System möglich? Und wie ist es mit der eigenen Geschichte? Wie immer versteht sie gesellschaftpolitische Themen mit starken Charakteren zu einer spannenden Geschichte zu verweben.

    Fazit: Großartiger SF-Krimi

    Memoria
    Autorin: Zoë Beck 
    Verlag: Suhrkamp
    ISBN: 9783518472927
    Preis: 16,95 €