Roman

Schrödingers Grrrl von Marlen Horback

Der findige PR Agent Hanno trifft in einer Bar Mara Wolf. Mara ist Anfang zwanzig, hat keine richtige Ausbildung, ist depressiv und arbeitslos. Mara ist genau das, was Hanno braucht, um ein bestimmtes Buch zu vermarkten. Das Werk wurde von einem Autoren beschrieben, der leicht mit „alter, weißer Mann“ zu deklarieren ist und dem sich leicht alle möglichen Klischees und -ismen unterstellen lassen. Denn sein Buch handelt von einer Frau wie Mara. Eine die sich in virtuelle Welten und belanglose Beziehungen flüchtet. Eine, sollte jemand das Interesse aufbringen sie zu fragen: „Was würdest du gerne werden?“ Wage mit „Influenzerin“ antworten würde. Hanno ist klar, Mara würde man das Buch, über eine wie sie abnehmen. Sie hält das alles für einen Scherz, bis sie auf einmal Interviews gibt und sich auf Lesereise befindet. Kann das gutgehen? Natürlich nicht!

Marlen Horback hat da einen sehr interessanten und auch amüsanten Blick auf einen Teil der Gesellschaft geworfen, der in der Literatur eher seltener vorkommt. Ihre Mara Woolf hat in der realen Welt wenig Chancen, so zieht sie schale Befriedigung aus Likes und Klickzahlen. Sie füllt die Leere ihres Daseins mit Online-Einkäufen, die sie sich nicht leisten kann und mit Träumen von einer Beziehung, die es so rosarot und wundervoll nicht gibt. Doch Marlen Horbacks Protagonistin hat auch einen ehrlichen Kern und fühlt sich wahrlich nicht glücklich, in der Lüge, in die Hanno sie lockt.

Sehr feiner Spiegel unserer Zeit, in dem die sichtbar werden, die man sonst gerne übersieht.

Schrödingers Grrrl
Autorin: Marlen Horback
Verlag: Verbrecher Verlag
ISBN 978-3-95732-549-5
Preis: 24,00 €

Mein Name ist Karin Braun, lebe in Kiel, arbeite als Autorin, Herausgeberin, Literatourbloggerin und Übersetzerin - also kurz: ich mach was mit Worten.

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