Biogragisch/Autobiografisch

  • Biogragisch/Autobiografisch,  Norwegen

    Erik der Rote von Øystein Morten

    Erik der Rote, der Entdecker Amerikas. Was für ein Titel und was für ein Buch. Gehört hat man ja schon viel über diesen, aus einer Entdeckerfamilie stammenden, Wikinger, der über Norwegen nach Island kam und von dort nach Grönland aufbrach, wo er sich Land nahm; dann zurück nach Island ging, um weitere Siedler für das grüne Land zu werben. Schließlich brachen 25 Schiffe in das neue Land auf und 14 von ihnen erreichten ihr Ziel. Eine Erfolgsgeschichte! Sicher, aber eine mit holperigen Beginn. Erik ist wahrscheinlich 14 oder 15 als er und sein Vater von Jaeren, Norwegen nach Island aufbrechen, das Land das von Eriks Großvater Nadd Odd entdeckt wurde. Dort nehmen sie Land im Norden. Später siedelt Erik südlicher, heiratet, gerät in Streit mit den Nachbarn und wird vom Thing das erste Mal für vogelfrei erklärt. Er bringt sich in Sicherheit, gerät abermals in Streit, wird nun in einem anderen Bezirk für vogelfrei erklärt und macht sich auf nach Grönland.

    Øystein Morten nun, nimmt sich die 40 Sätze der Saga um Erik des Roten vor und geht ihr nach. Im Februar März 2020 bricht er mit seinem Sohn nach Island auf und besucht die Plätze, an denen Erik gelebt hat. Dann kommt Covid und das Projekt gerät ins Stocken, bis er eine Möglichkeit findet Eriks Spuren virtuell zu verfolgen. Die Recherche zu diesem Buch ist genau so spannend, wie die Geschichte Eriks und seiner Nachkommen, von denen der bekannteste wohl Leif Erikson gewesen sein dürfte, der schließlich Vinland/Amerika entdeckte. Die 40 Sätze in der Saga um Erik sind im Grunde sehr mager und nicht sehr aussagestark, es wird eher schnörkellos festgestellt was Erik wann getan hat, aber Øystein Morten versteht es die 40 Sätze mit Leben zu füllen und nimmt den Leser, die Leserin auf eine interessante Entdeckungsreise in die Vergangenheit mit.

    Fazit: Unbedingte Leseempfehlung!

    Erik der Rote
    Autor: Øystein Morten
    Übersetzerin: Gabriele Haefs
    Verlag: Kröner
    ISBN: 9783520629036
    Preis: 30,00 €
  • Biogragisch/Autobiografisch,  Roman

    Die göttlichen Kindchen von Tatjana Gromača

    https://www.genialokal.de/Produkt/Tatjana-Gromaca/Die-goettlichen-Kindchen_lid_49266027.html?storeID=zapata

    Tatjana Gromača nimmt ihre Leser:innen mit in die seditierte Stadt und zeigt anhand ihrer Familiengeschichte, welche Auswirkungen der Jugoslawienkrieg auf die Menschen hatte und hat. Denn diese Traumata sind nie vorbei. Sie schreibt nicht nur aus der Sicht der Tochter, sondern begibt sich in verschiedene Rollen. Mal ist sie Protokollantin, mal Gerichtsschreiberin, mal Dolmetscherin, die ihre Mutter in die Abseitsposition begleitet, als auf einmal Herkunft wieder zählte, diese zur Aussätzigen für ihre Nachbarn wurde – und der Vater mit ihr, da er nicht einsehen wollte – , dass es ab sofort galt alle die östlicher geboren waren zu hassen. Die Mutter entwickelt eine Art Schlafkrankheit und landet immer einmal wieder in der Psychiatrie. Nicht, wie Gromača schreibt, weil sie nicht normal ist, sondern weil sie zu normal ist, um den Wahnsinn der Welt zu ertragen.

    Durch den Rollenwechsel der Autorin zu Dolmetscherin, Gerichtsschreiberin und Protokollantin hat ihre Geschichte eine interessante Form abgenommen, die mal sehr nahe und persönlich ist, um sich dann wieder in eine distanzierte allgemeine Perspektive zu begeben. So entsteht aus den Fragementen ein eindrückliches Bild, einer durch Krieg traumatisierten, patriachalisch ausgerichteten Gesellschaft.

    Fazit: Unbedingte Leseempfehlung!

    Die göttlichen Kindchen
    Tatjana Gromača
    Übersetzer: Will Firth
    ISBN: 9 783948 065249
    Preis: 20,00 €
    Edition Stroux