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Das Buch Maloch von Andreas Niedermann
Maloche = gleich wirklich harte Arbeit. Andreas Niedermann hat viel malocht in seinem Leben. In 32 Geschichten erzählt von seinem Arbeitsleben als Laborassistent, Möbelpacker, Bauarbeiter, Senner, Fitnesstrainer und noch so einiges mehr. Er erzählt von Begegnungen mit Kollegen und Auseinandersetzungen mit Autorität und Ungerechtigkeit. Aber auch von der Befriedigung die harte, körperliche Arbeit verschafft. Sicher nicht immer, manchmal ist es wirklich nur Maloche, nervtötend langweilig und selten wirklich gut bezahlt.
Das Schreiben, sagt Niedermann, kann nicht als Maloche bezeichnet werden. Doch oft genug war malochen nötig, um Schreiben zu können. Sein Rückblick auf ein reiches Arbeitsleben ist auch eine Reflektion auf ein früheres Ich, allerdings angenehm bar jeder Sentimentalität und Reue, dafür voller Humor. Nicht den von der Schenkelklopfer-Art, sondern den feinen, fast beiläufigen, der nachhallt.
Das Buch Maloch
Autor: Andreas Niedermann
Verlag: Songdog/Schweiz
ISBN: 978-3-903349-28-5
Preis: 20,00 € -
Die April-Toten von Alan Parks
Karfreitag, April 1974, Ort der Handlung: Glasgow. In einer Wohnung explodiert eine Bombe. Zu dieser Zeit, und dann noch am Karfreitag, denkt man natürlich sofort an einen IRA Anschlag. Ob die nun dahinter steckt ist unklar, klar ist, dass der Bombenbastler wohl nicht der talentierste war, denn seine Überreste kleben an der Wand. Schon nicht schön für die Ermittler, doch besonders schlimm für Detective Harry McCoy, der kein Blut sehen kann. Später an diesem Tag begegnet McCoy im Pub einen Amerikaner, der auf der Suche nach seinem Sohn ist. Der ist von der US Basis verschwunden ist und bittet McCoy soll helfen den jungen Mann zu finden. Dann kommen die nächsten Bombendrohungen und McCoy gerät mächtig unter Druck.
Alan Parks lässt die Handlung in der Zeit zwischen dem 12.4. und 21.4.1974 entstehen. Sein Ermittler ist einer der zwischen allen Stühlen steht, da sein bester Kumpel einer der Gangsterbosse Glasgows ist, der auch gerade Schwierigkeiten hat sein Gebiet zu verteidigen. Das McCoy bei all dem noch ein Magengeschwür quält, macht es nicht einfacher.
Die April-Toten ist auf eine Art sehr typisch, jedenfalls wäre es so, wenn es nur ein Krimi wäre. Doch es ist sehr viel mehr als das. Es zeigt ein Bild des Glasgows der 70ziger Jahre. Die Armut, die Brutalität und den Sozialen Verfall, der diese Stadt gezeichnet hat. Nun könnte man meinen, dass man einem düsteren Leseerlebnis gegenübersteht, doch weit gefehlt, Alan Parks pflegt einen feinen Humor.
Die April-Toten
Autor: Alan Parks
Übersetzung: Connie Lösch
Nachwort: Doug Johnstone
Herausgeber: Wolfgang Franßen
ISBN: 9783910918061
Preis: 26,00 € -
Bright Young Women von Jessica Knoll
Im Januar 1978 bricht ein Mann in ein Verbindungshaus der Florida State University ein und misshandelt vier jungen Frauen, zwei sterben in dessen Folgen, die anderen beiden sind schwer verletzt. Beim Verlassen das Hauses wird er von der Leiterin des Hauses gesehen. Pamela Schumacher ist ihr Name und sie merkt schnell, dass Polizei und Justiz eher an einer schnellen Verhaftung interessiert sind, als ihrer Aussage zu glauben, dass sie nicht den Freund ihrer Freundin gesehen hat, sondern einen anderen Mann. Doch Pamela gibt nicht auf und findet in Tina Cannon eine Mitstreiterin. Tina ist sich sicher, dass der Täter vier Jahre zuvor ihre Freundin Ruth ermordet hat und will Gerechtigkeit. Nicht nur wird den Beiden ihre Suche von Polizei, Justiz und Presse erschwert, sondern durch ein generelles Frauenbild, durch das den Opfern eine Mitschuld am Geschehen attestiert wird.
Wer glaubt in Bright Young Women den üblichen Serienkiller/Psychopathen-Thriller zu finden irrt. Es geht nicht um den Mörder, es geht um seine Opfer und um die strukturelle Gewalt gegen Frauen. Es geht darum die Opfer zu Wort kommen zu lassen.
Das Buch ist interessant aufgebaut. Zum einen verknüpft sich die Handlung über verschiedene Zeiten. In den 1974 Kapiteln zum Beispiel erzählt Ruth die Geschichte von ihrer ersten Begegnung mit Tina bis zum Zusammentreffen mit ihrem Mörder. Immer wieder gibt es interessante, unvorhergesehene Wendungen durch die die Charaktere immer plastischer werden. Die Geschichte beginnt mit eher leisen Tönen, wird immer spannender und entwickelt schließlich einen Sog, der es nahezu unmöglich macht das Buch aus der Hand zu legen.
Bright Young Women
Autorin: Jeesica Knoll
Übersetzerin: Jasmin Humburg
Eichborn Verlag
ISBN 9783847901891
Preis: 18,00 € -
Im Schatten des Waldes von Sonja Silberhorn
2022 ein kleiner Ort bei Regensburg. Etwas abgelegen der Sonnenhof auf dem sich eine Selbstversorgergemeinschaft eingerichtet hat, die von den Bewohnern des Ortes misstrauisch beäugt wird. Sind es doch solche, die sich nicht impfen lassen wollen und die Pandemiemaßnahmen in Frage stellen. Als nun auf dem Sonnenhof bei Bauarbeiten ein Skelett gefunden wird und die Polizei anrückt, ist natürlich für die Dorfbewohner und einem Journalisten, der schon mehrfach kritische, abfällige Berichte über die Sonnenhofer geschrieben hat, klar, dass dort ein Vebrechen geschehen ist und dass die Bewohner Schuld sind. Doch es stellt sich heraus, dass die gefundenen Knochen einige Jahrzehnte alt sind. Lene Wagenbach, Kommisarin bei der Kripo Regensburg, ist erleichtert, doch dann wird der Journalist ermordet und wieder geraten die Selbstversorger ins Visier. Die Ermittlungen gestalten sich nicht einfach, da während der Pandemie entstandener Hass, Angst und Vorurteile noch immer Hochsaison haben.
Es ist ein interessanter Krimi, zu einen weil es im Grunde zwei Mordfälle gibt und von beiden berichtet wird. Also spielen Teile der Handlung zur Nazi-Zeit und betreffen die damaligen Bewohner des Sonnenhofes und des Dorfes. Auf der anderen Seite, der aktuelle Fall.
Sonja Silberhorn schafft es sehr gut, die Verwerfungen, die während der Pandemie in der Gesellschaft entstanden, in ihre Handlung einzubauen. Manchmal allerdings entsteht ein leichtes Ungleichgewicht zwischen dem was auf der gesellschaftlichen Ebene stattfindet und dem Mordfall. Auch hätte ich mir gewünscht die Autorin hätte den einen oder auch anderen Faden noch verknüpft. Doch das sind Kleinigkeiten.
Im Schatten des Waldes
Autorin: Sonja Silberhorn
Verlag: KaMeRu
ISBN: 9783907327012
Preis: 19,00 € -
Transit Lissabon von Sabine Scholl
Sabine Scholl lässt ihre Geschichte um die drei Freunde Ava, Billy und Conrad in Paris beginnen und erzählt in Rückblenden, wie sie dorthin kamen. Conrad, der Übersetzer und Ava, die Schauspielerin stammen aus Wien, Billy, der Schriftsteller aus Berlin. Allle drei sind jüdischer Abstammung und haben ihre Heimat in Richtung Frankreich verlassen, in der Hoffnung dort sicher vor den Nazis zu sein. Doch Frankreich kapituliert, die Flucht geht weiter und trennt die Drei, doch in Lissabon treffen sie wieder aufeinander. Der einzige Ort an dem man hoffen kann, ein Visum und eine Schiffspassage irgendwo hin zu ergattern. Was jedoch von Tag zu Tag immer schwieriger wird. Lissabon ist überfüllt von Flüchtlingen und alle wollen nur eines, raus aus Europa! Es ist die Zeit der Salazar Diktatur und auch wenn Portugal sich nicht offen zu Hitlerdeutschland bekennt, so gibt es doch Verbindungen. Die drei Freunde nun gehen sehr unterschiedlich mit dem Leben im Limbo um. Conrad engagiert sich als Fluchthelfer und in einer Hilfsorganisation, Ava, die finanziell recht gut gestellt ist, leidet unter Langeweile und den restrikten Moralvorstellungen der Portugiesen und Billy, lässt sich durch die Stadt treiben, kommentiert zynisch das Leben in Lissabon und sieht nirgends eine Zukunft für sich.
Sabine Scholl findet genau den richtigen Ton um ihre Charaktere plastisch werden zu lassen und gleichzeitig, das weniger werden mit jeder Fluchtstation zu beschreiben. Den Verlust der Sprache, der gefühlten Sicherheit, die Entwurzelung und die Hilflosigkeit, dem, was mit den Freund:innen und Verwandten in Nazi-Deutschland geschieht, nichts entgegensetzen zu können, ist auf jeder Seite spürbar.
Transit Lissabon
Autorin: Sabine Scholl
Verlag: Weissbooks
ISBN: 9783863372156
Preis: 26,00 € -
Schneezauber über Stockholm von Camilla Davidsson
Es geht auf Weihnachten und wer macht es sich in der Zeit nicht gerne mit Tee, Gebäck und einem romantischen Schmöcker gemütlich? Wenn das Ganze auch noch interessante Wendungen hat, in einer schönen Stadt spielt, man den Glögg förmlich riecht und die Lichter blinken, ist die Welt doch in Ordnung.
In Ordnung ist sie allerdings für die Protagonistin dieser Geschichte anfangs so gar nicht. Alice ist nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund in eine Depression versunken. Nicht nur ihn ist sie losgeworden, sondern auch ihren Job. Nun ist es kurz vor Weihnachten, sie hockt in ihrer Wohnung und das Geld wird knapp. Da schickt Freundin Wilma ihr Samuel, einen Krimiautor, der sich nun in Sachen Feelgood Roman versuchen will, und einen Coach braucht. Alice greift zu und wird aus ihrer Höhle gelockt. Samuel und sie kommen sich näher, da ist aber auch noch Elias, ein sehr attraktiver Schauspieler, der sich für Alice interessiert. Doch nicht nur das Interesse am anderen Geschlecht wird bei unserer Heldin geweckt, nein sie entdeckt auch die Weihnachtsfreude wieder.
Ein Schmöcker so richtig fürs Herz und Gemüt.
Schneezauber über Stockholm
Autorin: Camilla Davidsson
Übersetzerin aus dem Schwedischen: Gabriele Haefs
Verlag: Fischer
ISBN: 9783596709182
Preis: 13,00 € -
Finger ab von Hannelore Cayre
Es beginnt in der Dordogne, mit dem Bau eines nicht genehmigten Swimming Pools. Die polnischen Arbeiter finden beim Ausschachten zwei Skelette und weigern sich die Arbeit fortzusetzen. Ein Priester wird geholt, der geht weiter in den Schacht und findet eine Höhle, die bedeckt ist von Handabdrücken, alle von Frauen. Merkwürdig daran, den Händen fehlen Finger. Er informiert eine Paläontologin, diese beginnt mit der Auswertung und macht sich Gedanken, über die Skelette, über die Handabdrücke und besonders über den, der nicht wie die anderen ockerfarben ist, sondern schwarz und dem, als einzigen unter den vielen, der Daumen fehlt.
Hannelore Cayre hat hier einen besonderen Krimi geschrieben. Denn es kann ja nur vermutet werden, was vor 35000 Jahren wirklich geschehen ist. Warum all diese Abdrücke verstümmelter Hände? Die Autorin erzählt, unterbrochen vom Vortag der Paläontologin, wie das Leben der Frau mit dem amputierten Daumen und ihrer Sippe ausgesehen haben könnte. Wie die ersten Treffen zwischen Homo Sapiens und Homo Neandertalensis verlaufen sein könnten. Sie erzählt die Geschichte von Olie, einer Homo Sapiensfrau, die sich nicht in die ihr zugedachte Rolle der Frau einordnen will. Sie will jagen gehen, eine Aufgabe die den Männern vorbehalten ist, sie will keine Kinder und genau das kostet sie zwei ihrer Finger und letztlich den Daumen ihrer rechten Hand. Denn der Führer der Sippe, der älteste Onkel, ist überzeugt, dass solche wie Olie die Welt ins Chaos stürzen und die Strafe für Frauen, die sich wiedersetzen oder sonst unangenehm auffallen, ist das Abhacken eines Fingers.
Ein feines Buch, voller interessanter Gedankenspiele, über das was gewesen sein könnte.
Finger Ab
Autorin: Hannelore Cayre
Übersetzerin aus dem Französischen: Iris Konopik
Verlag: Argument Ariadne
ISBN: 9783867542791
Preis: 15,00 € -
Die Insel, die unsere war von Micheál Ó Conghaile
Inis Treabhair, eine kleine Insel vor dem irischen Festland im Atlantik. Heute ist sie unbewohnt, aber das war nicht immer so. Der Autor wuchs auf dieser Insel auf und nimmt die Lesenden mit in seine Kindheit. Genauer gesagt, in die Weihnachtszeit. Während er von den Weihnachtsvorbereitungen erzählt, schweift er immer wieder ab und erklärt das Inselleben. Es gibt dort Landwirtschaft, eine kleine Schule, aber der Torf, der zum Heizen verwendet wird muss, wie so vieles, vom Festland gebracht werden. Einen Laden gibt es auf der Insel nicht, zum Einkaufen rudert man mit dem Currach ans Festland. Es ist eine arbeitsreiche Kindheit, aber auch eine beschauliche. Inis Treabhair gehört zu Connemara, den Teil des Landes, in dem die irische Sprache lebt und in dieser schreibt der Autor.
Micheál Ó Conghaile blickt zurück auf diese Zeit, doch weder nostalgisch verklärt, noch anklagend, sondern so, als wenn es eben so war und wie es war, war es gut. Da Ó Conghaile ein begnadeter Erzähler ist, braucht es keine Katastrophen, keine großen Erschütterungen, um die Lesenden bei der Stange zu halten, es reicht sich der Geschichte hinzugeben und ganz neben bei einiges über die irische Sprache zu erfahren. Denn die Übersetzerin Gabriele Haefs, hat ein kleines Kompendium der wichtigsten Begriffe und wie man die Namen ausspricht angefügt. Sehr fein auch die Weihnachtsgedichte von Máirtin Ó Direain und Cuiread do Mhuire.
Also kurz gesagt, es ist ein wundervolles, kleines Büchlein, dass sich zu jeder Jahreszeit lohnt, aber besonders zur Weihnachtszeit. Es erinnert an eine Zeit in der die Weihnachtszeit vom 8.12. – 6.01. dauerte und nicht schon kurz nach den Sommerferien begann. Obwohl ich in Deutschland aufgewachsen bin, in einem eher säkularen Haushalt, habe ich vieles wieder erkannt.
Die Insel, die unsere war
Autor: Micheál Ó Conghaile
Übersetzerin aus dem Irischen: Gabriele Haefs
Weissboks Verlag
ISBN: 9783863372170
Preis: 22,00 € -
Rückkehr in die Zukunft von Sigrid Undset
Am 09. April 1940 geschieht, womit die wenigsten Norweger:innen gerechnet haben: Die Deutschen marschieren ein. Sechzig Tage wehren sich die unvorbereiteten Norweger:innen, dann müssen sie kapitulieren. Die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Sigrid Undset steht weit oben auf der Schwarzen Liste der Besatzer, hat doch Goebbels verkündet, er würde dafür sorgen, dass der Name Sigrid Undset nie wieder in Norwegen erwähnt werde.
Undset flieht auf Skiern und Schlitten nach Schweden, wo sie Verwandte, Freunde und ausstehende Honorare hat. Sie bekommt eine Reisegenehmigung für sich und ihren Sohn Hans in die USA und macht sich über Russland und Japan dorthin auf den beschwerlichen Weg.
In den USA angekommen, beginnt sie „Rückkehr in die Zukunft“, zu schreiben. Es ist 1941 und so einiges was in Norwegen geschieht entzieht sich ihrer Kenntnis. Da Sigrid Undset eine ist, die kein Blatt vor den Mund nimmt und in ihrem Eigensinn, an Kristin Lavranstocher, der Heldin ihrer gleichnamigen Roman Trilogie, erinnert, äußert sie sich laut und abfällig über die Zustände im stalinistischen Russland. Über den Dreck und das Elend, das ihr in Moskau und Wladiwowstok begegnen. Während ihrer Reise denkt sich über Menschen und ihren Hang zu Diktaturen und Totalirismus statt.
Die autobiografische Erzählung ist ein Stück Zeitgeschichte. Keine Frage, allerdings ist Undsets Deutschenhass, man kann es fast Rassenhass nennen, teils nur schwer zu ertragen. Und doch wünsche ich mir, dass dieses Buch viele Lesende findet. Gerade bei den derzeitigen Entwicklungen, nicht nur in Deutschland, kann es nur hilfreich sein, einen kritischen Blick zu zulassen.
Rückkehr in die Zukunft - Eine autobiografische Erzählung
Autorin: Sigrid Undset
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Nachwort: Gabriele Haefs
Verlag: Kröner
ISBN: 9783520629012
Preis: 25,00 € -
Eine ganz gewöhnliche Fliege und andere heitere Geschichten von Knut Hamsun
Elf frühe Geschichten des norwegischen Literaturpreisträgers Knut Hamsun, der sicher zu einem der bekanntesten norwegischen Schriftstellern zählt. Gabriele Haefs hat diese Geschichten herausgegeben, doch übersetzt wurden sie nicht nur von ihr, sondern auch von Dörte Giebel, Christel Hildebrandt und Evelyn Dalsrud. Was jeder Übersetzung eine ganz eigene Färbung verleiht.
Um es gleich zu sagen, es sind wundervolle Geschichten, herrlich skurill und voller Schelmerei. Gabriele Haefs schreibt im Nachwort über Hamsun, dass er immer auf der Suche nach der großen Liebe war – am liebsten nach einer unerreichbaren. In der Geschichte Die Königin von Saba nimmt er das Thema auf und lässt einen jungen Mann, der die Freundlichkeit einer Dame falsch intepretiert, diese durchs ganze Land verfolgen. Fein auch wie er beschreibt, wie man der Kreatur ausgeliefert sein kann. Wenn ein Kutschpferd nun mal beschließt sich nicht weiter zu bewegen, dann ist nichts zu machen. In der Episode von London nun, nimmt er sich der Problematik an, wie man damit umgehen kann, wenn die Natur ruft, man aber dem Ruf aber gerade nicht folgen kann.
Knut Hamsun ist vielen Lesenden durch seinen Roman Hunger bekannt und wer nur den von ihm gelesen hat, wird erst einmal abwinken und sagen, dass das Buch zwar fein sei, aber auch bedrückend. Solchen sei geraten sich nicht davon abhalten zu lassen, sich der makabar heiteren Seite Hamsun zu öffnen. Diese elf Geschichten sind ein guter Einstieg. Ohne sie hätte ich nie erfahren, wie eng das Verhältnis zu einer ganz gewöhnlichen Fliege sein kann. Ich hoffe sehr, dass der Reclam Verlag sich zu weiteren Veröffentlichungen hinreißen lässt. Im Hamsun-Fundus liegen Schätze die gehoben werden sollten.
Eine ganz gewöhnliche Fliege und andere heitere Erzählungen
Autor: Knut Hamsun
Herausgeberin: Gabriele Haefs
Übersetzerinnen: Evelyn Dalsrud, Dörte Giebel, Gabriele Haefs und Christel Hildebrandt
Nachwort: Gabriele Haefs
Verlag: Reclam
ISBN 978-3-15-011490-2
Preis: 20,00 €