Nichts wächst im Mondschein von Torborg Nedreaas
Ein Mann geht spät am Abend spazieren, sucht Gesellschaft, sucht Nähe und findet eine Frau, die mit einem roten Koffer am Bahnhof steht. Sie geht mit ihm und stellt ihn vor die Wahl: Für die Nacht kann er ihren Körper haben oder ihre Seele. Er entscheidet sich für Letzteres und sie beginnt ihm ihre Geschichte zu erzählen.
Aufgewachsen ist sie im Norden als Tochter eines Bergmanns, die Familie ist arm und doch will der Vater die Frau auf die Realschule schicken. Sie ist 18 als sie sich in Johannes, ihren Lehrer verliebt. Johannes geht gerne mit ihr in die Wälder, fährt auch mit ihr für einige Tage weg, doch er kann und will sie nicht heiraten. Johannes braucht eine reiche Frau, kein Armeleutekind. Die Frau entwickelt eine regelrechte Besessenheit, zieht in die Stadt, um ihm nahezusein, aber nicht nur deswegen, auch weil sie den Anblick ihrer abgearbeiten Mutter, das Leid ihrer unverheiratet schwangeren Schwester und das größte Vergnügen der Bergmannssiedlung, boshaften Klatsch, nicht mehr erträgt.
Das Verhältnis mit Johannes bleibt ambivalent und hat auch Folgen, die seinerseits mit einem Geldschein und ihrerseits mit einem Gang zu einem Arzt, der Mitleid hat, aus der Welt geschafft werden. Bis Johannes schließlich die Apothekertochter heiratet.
Die Frau hat im Ort, wo sie äußerst misstrauisch beäugt wird, nur einen Freund. Den Organisten der Kirche. Einen gescheiterten Pianisten, der schließlich Selbstmord begeht.
Der Roman ist 1947 erschienen und erzählt schonungslos vom Leben der Armen, besonders dem der Frauen, von der Bigotterie der besseren Gesellschaft und was soziale Ausgrenzung bedeutet. Torborg Neddreaas erzählt schonungslos von Abtreibungen unter unsäglichen Bedingungen, von Ausbeutung, Alkoholismus und von der Angst endgültig unterzugehen. Ihre Erzählerin schwankt zwischen Lakonie und Verzweiflung, ihr Zuhörer bleibt meistens stumm, doch schwer erschüttert.
Fazit: Ein forderndes, grandioses Buch.
Nichts wächst im Mondschein
Autorin: Torborg Nedreaas
Übersetzerin aus dem Norwegischen: Gabriele Haefs
Verlag: Luchterhand
ISBN: 9783630878034
Preis: 22,00 €
