Roman
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Die Fletchers von Long Island von Taffy Brodesser Akner
Es beginnt 1980. Die Fletchers sind sind eine typisch amerikanisch-jüdische Familie. Carl leitet die Styropor-Fabrik, die er von seinem Vater übernommen hat, Phyllis, seine Mutter ist der Segen und der Schrecken der jüdischen Gemeinde und der Historischen Gesellschaft, während Ruth, Carls Frau, Hausfrau und Mutter ist. Nathan und Bernhard (genannt Beamer) sind bereits auf der Welt, Jenny ist unterwegs. Da geschieht es. Carl wird auf dem Weg zur Arbeit entführt. Die Familie zahlt ein hohes Lösegeld und er kommt nach einer Woche frei. Auch wenn Phyllis ihm immer wieder sagt: Das ist nur deinem Körper geschehen, nicht Dir! So ist er doch schwerst traumatisiert und das wirkt sich auf die gesamte Familie aus. Über 30 Jahre später steht die angesehene Familie, vor einem Scherbenhaufen. Ihre Firma ist pleite, es stehen Strafgelder wegen Umweltverstößen aus und keiner weiß so recht wie es weitergeht. Nathan, der älteste Sohn, ist bei aller Vorsicht aus seinem Job als Anwalt geflogen, Beamer, der als Drehbuchautor tätig (eher untätig ist) kommt auf keinen grünen Zweig und Jenny, die ihrer Familie zum Trotz als Gewerkschafterin arbeitet, stellt fest, dass es vielleicht doch nicht so eine gute Idee war, die vierteljährlichen Tantiemen zu verschenken. Überhaupt wird allen bewusst, wie sehr sie sich über den Reichtum der Familie definiert haben, als dieser Reichtum nicht mehr da ist.
Es ist ein kluges und witziges Buch. Es gibt Stellen an denen ich schallend gelacht habe, aber auch solche an denen ich dachte: Das wäre auch kürzer gegangen! An manchen Stellen zieht es sich doch sehr.
Die Charakterstudien der Fletchers sind sehr fein. Der Aufbau auch. Man glaubt zuerst eine nette jüdisch-amerikanische Familie kennenzulernen, entdeckt aber schnell, dass diese Leute so einige Abgründe haben. Sie alle lügen. Sie belügen ihre Partner, sie belügen sich selbst, sie sind vom Leben enttäuscht und sie sind hängengeblieben. Ob sie die Chance, die in der Zerstörung ihrer Welt liegt, nutzen können ist mehr als fraglich.
Fazit: Feines Buch! 100 Seiten kürzer, wäre es sogar ein sehr gutes Buch!
Die Fletchers von Long Island
Autorin: Taffy Brodesser Akner
Übersetzerin: Sophie Zeitz
Verlag: Eichborn
ISBN: 978-3-8479-0211-9
Preis: 25,00 € -
Linges Mission von Øystein Wiik
Weihnachten 1941 fällt Martin Linge bei einer Aktion gegen die deutschen Besatzer in Malloy und wird zum norwegischen Nationalhelden. Sein Weggefährte und Freund Björn Sjovag, berät 50 Jahre später eine Theatergruppe, die Linges Leben in den Kriegsjahren, auf die die Bühne bringen will. Er will endlich die wahre Geschichte erzählen, doch zweifelt er daran, dieser Aufgabe würdig zu sein.
Martin Linge war Schauspieler, ging in den Widerstand gegen die deutsche Besatzung und wurde von den Engländern, nach dem es ihm gelungen war, den Deutschen eine Enigma-Decodiermaschine abzujagen, für eine Spezialeinheit angeworben. Er sollte eine Gruppe Norweger rekrutieren, die sich im Land auskennen, und gemeinsam mit dem britischen Militär, sollen die Besatzer aus Norwegen vertrieben werden. Dank Linges Charisma finden sich Freiwillige für diese Aufgabe. Zu diesen gehört Björn Sjovag. Gemeinsam nehmen sie an diversen Einsätzen teil und Linge, der mit Autorität so seine Probleme hat, geht immer größere Risiken ein. Davon hält ihn auch Rosmary nicht ab. Die deutlich jüngere Rosmary Reed hat Linge in London kennen und lieben gelernt. Auch sie findet sich 50 Jahre später in Oslo ein, doch sie will zu erst nicht, dass die Geschichte ihrer großen Liebe Teil der Theateraufführung wird.
Øystein Wiik hat sich sehr intensiv mit Martin Linge beschäftigt und schafft es, ihn werden zu lassen. Die Person Linges und die Zeit, in der für sein Land kämpft, bietet sich für einen Roman an. Øystein Wiik jedoch hat es geschafft nicht nur eine spannende Geschichte auf zwei Ebenen zu erzählen, sondern Persönlichkeiten mit all ihren Ecken und Kanten zu zeigen.
Linges Mission
Autor: Øystein Wiik
Übersetzer:innen: Maike Dörries, Günther Frauenlob
Pendragon Verlag
ISBN 9783865328991
Preis 26,00 €
erscheint am 05.03.2025 -
Wiederholung von Vigdis Hjorth
Nichts ist jemals vergessen. Das stellt auch die 64-jährige Autorin fest, die mit ihrem Hund durch den Wald geht und deren 16-jähriges Selbst sich in ihre Gedanken drängt und nicht gehen will. Sie bringt Erinnerungen an eine Zeit zurück, die die Autorin lieber vergessen wollte. Doch es gibt keine Ablenkung, im Gegenteil, zufällige Begegnungen verstärken die Erinnerung und mehr und mehr lässt sie sich darauf ein. Da ist der erste Kuss, der erste Kontakt mit Alkohol, das ewige Misstrauen der Mutter, das sich den Eltern ausgeliefert fühlen und dass es da etwas gibt, über das nicht gesprochen wird. Dem sich erst die ältere Frau über das Schreiben nähern kann, das mit jedem Buch, jeder Geschichte klarer wird.
Vigdis Hjorth nähert sich der 16-jährigen, die sie einmal war, sehr vorsichtig. Wünscht sich sie vor Erlebnissen zu beschützen, kann aber auch erkennen, warum ihre Mutter so voller Angst war, warum sie keine Konsequenzen aus dem, was dem Kind geschehen ist, ziehen konnte. Vigdis Hjorth ist eine schonungslose Erzählerin, die sich nicht scheut dorthin zu gehen, wo der Schmerz kaum auszuhalten ist, und sie macht dies, in einem unvergleichlichen Stil. Die Worte, die sie findet und wie sie sie setzt, gehen unter die Haut, setzen sich fest und erweitern den Blick auf die eigenen blinden Flecken im Leben des Lesenden.
Wiederholung
Autorin: Vigdis Hjorth
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Verlag: S. Fischer
ISBN: 9783103976908
Preis: 22,00 €
erscheint am 26.02.2025 -
Träum nicht von Aschenputtel von Johanna Marie Feil
Mira ist 16 und ein normaler Teenager. Sie lebt mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester zusammen, geht zur Schule, macht Leichtathletik und sie liebt Bücher. Jungs sind noch nicht so ihr Ding und auch Partys mit Alkohol machen ihr keinen Spaß. Ganz im Gegensatz zu ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester. Eines Tages findet Mira in dem Antiquariat der Mutter ihrer besten Freundin, ein altes Buch mit den Grimmschen Märchen. Sie ist sofort fasziniert und blättert darin. In der Nacht träumt sie von Aschenputtel und in dem Wunsch dem armen, von ihrer Stiefmutter ausgebeuteten Mädchen, zu helfen, auf den Ball zu kommen, bringt sie die Geschichte durcheinander. Das ist nicht alles, was nun in der Märchenwelt schiefläuft, überträgt sich auf Miras Leben. Sie sieht nur eine Möglichkeit alles wieder in Ordnung zu bringen, sie muss sich erneut in Aschenputtels Welt träumen und dazu braucht sie das Buch. Doch das ist mittlerweile verkauft.
Dieser Jugendroman hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Autorin hat ihn mit siebzehn geschrieben und ihre Geschichte kohärent und spannend erzählt. Sie streift so manches aktuelle Thema unter Jugendlichen. Spielsucht, Mobbing, Pubertät und dass es nicht immer einfach ist ein Teenager zu sein. Besonders wenn man so einiges was Mädchen in dem Alter so machen, noch nicht auf den Plan hat. Mira hat das Glück Freundinnen zu haben, die das nicht stört.
Feines Buch!
Träum nicht von Aschenputtel
-Jugendroman-
Autorin: Johanna Marie Feil
Verlag: Rote Katze, Lübeck
ISBN: 978-3-9824516-4-0
Preis: 15,00 € -
Die Welt die meine war – Die neunziger Jahre von Ketil Bjørnstad
Nach den 60ger, 70ger und 80ger Jahren sind es nun die 90ger. Ketil Bjørnstads, autobiografisches Großprojekt ist also weit fortgeschritten und dank des Osburg Verlages auch auf Deutsch zu lesen.
Ketil Bjørnstad ist in den 90ger Jahren angekommen, weltweiter Erfolg als Jazzpianist stellt sich ein und doch tut er sich immer noch schwer, weil er nicht bei der Klassik geblieben ist. Immer mal wieder taucht ein Gefühl von Verrat an seiner Musiklehrerin Amelie Christie auf, die ihm den Wechsel nie verziehen hat. Doch neben der musikalischen Arbeit mit Kari Bremness, David Darling, Terje Riksdahl, Jon Christensen und vielen mehr geht es für ihn voran und in die Welt hinaus. Privat geht die erste Ehe in die Brüche, damit einher geht der Abschied vom Inselleben auf Sandøya und der Verflust von Freundschaften. Die Journalistin C. tritt in sein Leben und der Lebensmittelpunkt verlagert sich nach Oslo.
Auch als Autor geht es gut voran. Villa Europa entsteht, ein Buch basierend auf Edvard Munchs Briefen und Notizen, ebenso, daraus wird auch ein Konzertprojekt. So geht es munter voran. Reisen in die USA, Bangladesh und ein zweijähriger Aufenthalt in Paris. Bjørnstad ist wie eine Kerze die an beiden Enden brennt, sagen seine Freund:innen. Er kann schlecht NEIN sagen, ist immer unterwegs und irgendwann erschöpft, doch kaum wieder auf den Beinen geht es weiter. Und jedes Jahr sagt Mutter Bjørnstad: ‚Es geht auf Weihnachten, da wird etwas Schlimmes geschehen‘. So ist es denn auch meistens. Denn „Die Welt die meine war -“ behandelt nicht nur die persönlichen Erlebnisse des Autors, sondern es ist auch eine Reise durch die Vorgänge der Zeit. Die Wiedervereinigung Deutschlands, die Auflösung der Sowjetunion, Flugzeugabstürze, Fluten und andere Katastrophen, ganz zu Schweigen von Bill Clintons sexuellen Unternehmungen. Die Katastrophe die ausbleibt, ist der Zusammenbruch der Wirtschaft durch die Datumsumstellung auf 2000.
Ein Leseerlebnis der besonderen Art. Bjørnstad ist in den 90gern in seinen 40zger Jahren. Er ist beruflich erfolgreich und scheint manchmal selbst nicht glauben zu können, dass es so ist. An manchen Stellen, schimmert unter dem klugen, anteilnehmenden Erzähler der dicke Bjørnstad Junge der 60ger Jahre durch, der sich danach sehnte irgendwo hinzugehören und befürchtete, seinen Platz inder Welt nicht zu finden. Das Ganze ist mit reichlich Humor gewürzt und ein schöner Rückblick auf eine bewegte Zeit.
Die Welt die meine war - Die neunziger Jahre
Autor: Ketil Bjørnstad
Übersetzer:innen: Andreas Brunstermann, Gabriele Haefs, Kerstin Reimers, Nils Hinnerk Schulz
Osburg Verlag
ISBN: 9783955103545
Preis: 28,00 € -
Osterende von Ulli Flessel
Es beginnt in Marienwerder, im Juni 1939, also kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges. Karl und Hiltrud Rebuscheid leben mit ihren fünf Kindern ein zurückgezogenes Leben, neigt doch ihre ältere Tochter zu epileptischen Anfällen und ist in Gefahr zwangssterilisiert zu werden. Die Familie ist sich sehr eng, obwohl sich bereits leichte Risse durch die unterschiedlichen Einstellungen zur Politik der Nazis und den Kriegsahnungen zeigen. Karl Rebuscheit, der Vater hat den ersten Weltkrieg und dessen Verheerungen noch erlebt und ist verhalten, der älteste Sohn Walter hingegen begeistert. Zu allem sorgt noch der mittlere Sohn Freddy für Aufregung, weil er und seine Kusine Frizi sich ineinander verliebt haben. Was den Eltern wegen der nahen Verwandschaft nicht gefällt.
An der Niederelbe lebt die Familie Gerckens auf ihrem kleinen Hof, in der Nähe von Osterende. Das ist der Ort, an dem die beiden Familien nach dem Krieg aufeinandertreffen. Dort kommt es 1951 zur Hochzeit von Freddy und Hella Gehrckens. Auf dem Polterabend kochen die Gemüter hoch und es zeigt sich deutlich, dass das braune Gesankengut nicht mit dem Kriegsende verschwunden ist.
Ulli Flessel erzählt nicht nur die Geschichte zweier Familien, sondern wirft einen Blick auf die unterschiedlichsten Bewohner der Orte und schafft so ein Kaleidoskop von Eindrücken der Zeit und vor allem davon, was Krieg bedeutet und welche Auswirkungen der Faschismus bis in den privatesten Bereich hat.
Das Buch hat etwas von einer kleinen Zeitreise, so lebendig und vielschichtig ist das Leben der Personen geschildert. Es ist eines der Bücher, denen ich Unmengen Lesende wünsche und darum wäre es schön, wenn es auf vielen Plattformen sichtbar wäre. Bei allem Verständnis zu wünschen, dass die Leute nicht beim großen A kaufen, so gibt es auch noch Geniallokal, dort kann man bei seinem lokalen Buchhändler bestellen und entscheiden, ob man sich das Buch liefern lässt oder ob man es im bevorzugten Geschäft abholt.
Osterende
Autor: Ulli Flessel
Duckdalben Verlag
ISBN: 978-3-947351-13-8
Preis: 16,00 € -
Letzte Reise nach Paris von Michael Zeller
Es ist Frühling 1906, Paris, eine kleine Pension im Quartier Latin. Der angehende Dramatiker Anderland, brütet über seinen Notizen. Ein Stück über Marat, seinen Helden der französischen Revolution, will er schreiben, als Geräusche im Nebenzimmer darauf schließen lassen, dass er einen neuen Nachbarn bekommt. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Dame handelt, die Malerin Paula Moderson-Becker, die sich allerdings nun nur Becker nennt, da sie dabei ist sich von ihrem Mann, den Maler Otto Moderson zu trennen. Er beginnt Paula regelmäßig zu besuchen und wie es kommen muss, verliebt er sich in sie. Die Angebetete hat allerdings nur ein freundschaftliches Interesse an Anderland. Denn sie ist nach Paris gekommen um zu malen und um frei von jeglicher Bindung zu sein.
Anderland ist ein romantischer Schwärmer und da Paula Becker ihn nicht erhört, ist er sicher, es muss einen anderen geben. Da ist zum Beispiel dieser Rainer Maria Rilke, den Anderland regelrecht hasst und dann ein Mäzen, ein Herr Hötger, der Paulas Malerei fördert. Anderland ist überzeugt, dass es da doch ein Techtelmechtel geben muss. Er leidet also, aber nicht nur aus Liebe, sondern weil er bereits ahnt, dass sein Talent zum Dramatiker nicht wirklich reichen wird.
Im Nachwort erzählt Michael Zeller, wie er auf den Stoff gekommen, denn diesen Anderland hat es gegeben und die 30 Seiten, in der er über seine Begegnung mit Paula Moderson-Becker berichtet, wurden zur Grundlage für „Letzte Reise nach Paris“. Michael Zeller lässt seine beiden Hauptfiguren in ihren Ateliergesprächen die wichtigen Themen angehen, Kunst, Freiheit, Tod und Mutterschaft und das macht er brilliant und so lebendig, dass man das Gefühl hat dem Gespräch der Beiden zu lauschen und nicht nur davon zu lesen.
Eine absolute Leseempfehlung!
Letzte Reise nach Paris
Autor: Michael Zeller
Verlag: Rote Katze Verlag, Lübeck
ISBN: 978-3-910563-19-3
Preis: 20,00 € -
The Hollow Places von T. Kingfisher
Kara ist Mitte 30, frisch geschieden und ziemlich pleite. Bevor sie wieder zu ihrer Mutter ziehen muss, bietet ihr Onkel Earl ihr an, in das Gotteslob-Museum für Naturwunder, Kuriositäten und Tierpräparate zu ziehen, das er leitet. So macht sich Kara, genannt Karrotte, nach Hog Chapel, North Carolina, auf. Es ist ein kleiner Ort, neben dem Museum gibt es ein Café in dem der Barrista Simon arbeitet, mit dem Kara sich anfreundet. Kara beginnt Listen der Exponate zu erstellen und übernimmt die Leitung, als ihr Onkel ins Krankenhaus muss. Dann eines Tages entdeckt sie in einem der Gänge ein Loch in der Wand und von dort geht es in eine andere Welt. Neugierig machen sie und Simon sich auf und finden sich in einer Inselwelt wieder, wo Weiden wachsen und nur einige Betonbunker relativen Schutz bieten. Denn diese Welt ist in ständiger Veränderung. Schnell begreifen sie, dass es dort keine Sicherheit gibt und das die Zweige und die Macht der Weiden in mehr als eine Welt reichen..
T. Kingfisher wurde zu diesem Buch durch die Novelle „Willows“ von Algernon Blackwood inspiriert. Es ist eine interessante Welt, in die die Autorin die Lesenden mitnimmt, aber auch der Startpunkt der Geschichte, das Kuriositäten Museum ist ein ungewöhnlicher Ort, der seine eigene Magie hat. Ebenso wie ihre Charaktere, wobei sich Magie nicht auf die Fähigkeit zu zaubern bezieht. Das ist ja das besonders an dieser Fantasy Geschichte, der Durchgang in die andere Welt ist ein Phänomen und das Böse scheint einfach präsent und ohne Plan.
Es ist das erste Buch von T. Kingfisher, das ich gelesen habe und anfangs war ich ein wenig enttäuscht, denn im ersten Teil flaut der Spannungsbogen immer mal ab und die Charaktere scheinen sehr stereotyp. Zum Glück nimmt die Geschichte dann deutlich Fahrt auf und auch Kara und Simon erhalten mehr Tiefe.
The Hollow Places - Kara und die rätselhafte Welt hinter den Dingen
Autorin: T. Kingfisher
Übersetzerin: Sonia Bonné
Eichborn Verlag
ISBN: 9783847901648
Preis: 18,00 € -
Transit Lissabon von Sabine Scholl
Sabine Scholl lässt ihre Geschichte um die drei Freunde Ava, Billy und Conrad in Paris beginnen und erzählt in Rückblenden, wie sie dorthin kamen. Conrad, der Übersetzer und Ava, die Schauspielerin stammen aus Wien, Billy, der Schriftsteller aus Berlin. Allle drei sind jüdischer Abstammung und haben ihre Heimat in Richtung Frankreich verlassen, in der Hoffnung dort sicher vor den Nazis zu sein. Doch Frankreich kapituliert, die Flucht geht weiter und trennt die Drei, doch in Lissabon treffen sie wieder aufeinander. Der einzige Ort an dem man hoffen kann, ein Visum und eine Schiffspassage irgendwo hin zu ergattern. Was jedoch von Tag zu Tag immer schwieriger wird. Lissabon ist überfüllt von Flüchtlingen und alle wollen nur eines, raus aus Europa! Es ist die Zeit der Salazar Diktatur und auch wenn Portugal sich nicht offen zu Hitlerdeutschland bekennt, so gibt es doch Verbindungen. Die drei Freunde nun gehen sehr unterschiedlich mit dem Leben im Limbo um. Conrad engagiert sich als Fluchthelfer und in einer Hilfsorganisation, Ava, die finanziell recht gut gestellt ist, leidet unter Langeweile und den restrikten Moralvorstellungen der Portugiesen und Billy, lässt sich durch die Stadt treiben, kommentiert zynisch das Leben in Lissabon und sieht nirgends eine Zukunft für sich.
Sabine Scholl findet genau den richtigen Ton um ihre Charaktere plastisch werden zu lassen und gleichzeitig, das weniger werden mit jeder Fluchtstation zu beschreiben. Den Verlust der Sprache, der gefühlten Sicherheit, die Entwurzelung und die Hilflosigkeit, dem, was mit den Freund:innen und Verwandten in Nazi-Deutschland geschieht, nichts entgegensetzen zu können, ist auf jeder Seite spürbar.
Transit Lissabon
Autorin: Sabine Scholl
Verlag: Weissbooks
ISBN: 9783863372156
Preis: 26,00 € -
Schneezauber über Stockholm von Camilla Davidsson
Es geht auf Weihnachten und wer macht es sich in der Zeit nicht gerne mit Tee, Gebäck und einem romantischen Schmöcker gemütlich? Wenn das Ganze auch noch interessante Wendungen hat, in einer schönen Stadt spielt, man den Glögg förmlich riecht und die Lichter blinken, ist die Welt doch in Ordnung.
In Ordnung ist sie allerdings für die Protagonistin dieser Geschichte anfangs so gar nicht. Alice ist nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund in eine Depression versunken. Nicht nur ihn ist sie losgeworden, sondern auch ihren Job. Nun ist es kurz vor Weihnachten, sie hockt in ihrer Wohnung und das Geld wird knapp. Da schickt Freundin Wilma ihr Samuel, einen Krimiautor, der sich nun in Sachen Feelgood Roman versuchen will, und einen Coach braucht. Alice greift zu und wird aus ihrer Höhle gelockt. Samuel und sie kommen sich näher, da ist aber auch noch Elias, ein sehr attraktiver Schauspieler, der sich für Alice interessiert. Doch nicht nur das Interesse am anderen Geschlecht wird bei unserer Heldin geweckt, nein sie entdeckt auch die Weihnachtsfreude wieder.
Ein Schmöcker so richtig fürs Herz und Gemüt.
Schneezauber über Stockholm
Autorin: Camilla Davidsson
Übersetzerin aus dem Schwedischen: Gabriele Haefs
Verlag: Fischer
ISBN: 9783596709182
Preis: 13,00 €