Norwegen

  • Norwegen

    Nur ein wenig Angst von Alexander Kielland Krag

    Cornelius ist fast 18, Gymnasiast, beliebt bei seinen Freunden und Freundinnen. Er hat liebevolle Eltern, ist ein guter Fußballspieler und Schüler … und er ist sich bewusst, dass er es schon gut getroffen hat um Leben. Und doch passiert es, er ist auf einer Party und von einem Moment auf den anderen, wird im schelcht, er hat Herzrasen, muss raus … und erkennt, er hat Angst. Von diesem Moment bestimmen Panikattacken sein Leben. Er geht in Therapie, aus Scham als verrückt abgestempelt zu werden, mag er seinen Freunden nicht erzählen, was mit ihm los ist und er wünscht sich nur eines: Das endlich wieder alles ist wie früher.

    Alexander Kielland Krag hat für Cornelius Geschichte einen besonderen Stil gewählt, auf manchen Seiten gibt es nur kurze Absätze, manchmal nur einen Satz und gerade diese Form, bringt den Leser, die Leserin, besonders in Kontakt mit C. Geschichte. Ich wünsche diesem Buch viele Leser und Leserinnen. Normalerweise habe ich etwas gegen Triggerwarnungen, die ich in diesem Buch gerechtfertig fand und auch, dass es eine Liste mit Hilfsorganisationen gibt.

    Das Buch wurde 2022 mit dem Uprisen ausgezeichnet und war für Kinder- und Jugendbuchpreis des Norwegischen Kulturministeriums nominiert.

    Nur ein wenig Angst
    Autor: Alexander Kielland Krag
    Übersetzerin: Gabriele Haefs
    Arctis Verlag
    ISBN:  978-3-0388008-35
    Preis: 16,00 €
  • Norwegen,  Roman

    Die Unwürdigen von Roy Jacobsen

    Roy Jacobsen führt uns nach Oslo, zur Zeit der deutschen Besatzung Norwegens. Es ist nicht das Oslo des Wohlstands. Carl, Mona, Olav und die anderen Jugendlichen leben mit ihren Eltern in einer Wohnsiedlung am Rande der Stadt. Keiner ist reich, nicht einmal wohlhabend, und unter dem Regime der Besatzer ist es noch schlimmer, als in Friedenszeiten. Zur Schule gehen Carl und seine Freunde und Freundinnen nur sehr sporadisch, sie sind zu sehr damit beschäftigt mit Diebstahl, Betrug und Schwarzmarktgeschäften ihre Familien zu unterstützen. Und da die Zeiten nun mal schlecht sind, und die Erwachsenen oft genug nicht wissen, wie sie alle satt bekommen sollen, fragen sie auch nicht, woher die Kinder das Geld haben, da sie Muttern so zustecken.

    Roy Jacobsen hat mit „Die Unwürdigen“ ein sehr ungewöhnliches Buch über diese Zeit geschrieben. Denn seine Protagonisten sind die Beraubten. Die, denen man ihre Kindheit genommen hat. Ansonsten sind alle da, die Unterdrüker, Ja-Sager, die sich Beuger, die Widerständler und die Denunzianten. Es ist ein sehr besonderes Buch, das ich nur empfehlen kann.

    Die Unwürdigen
    Autor: Roy Jacobsen
    Übersezter:innen: Andreas Brunstermann & Gabriele Haefs
    C. H. Beck Verlag
    ISBN 978-3-406-80691-9
    Preis: 26,00 €

  • Norwegen,  Roman

    Die Wahrheiten meiner Mutter von Vigdis Hjorth

    Das Buch erscheint am 27.09.2023 kann aber vorbestellt werden

    Dreißig Jahre ist es her, dass Johanna in ihrer Heimatstadt Oslo war. Damals hat sie, von einem Tag auf dem anderen, ihre Familie und ihre Ehe verlassen und mit Marc in Utah ein neues Leben begonnen. Dort, endlich frei, von den Erwartungen der Eltern, hat sie endlich ihren Traum gelebt und ist Malerin geworden. Zuerst gibt es noch einen losen Kontakt, doch der bricht irgendwann ab.

    Nun ist Johanna wieder in Oslo und bereitet eine Ausstellung vor. Was 30 Jahre im Dunkeln lag kommt mit aller Macht zu Tage. Erinnerungen an die Kindheit. Der autoritäre Vater, die jüngere Schwester, bleiben merkwürdig blass neben der ambivalenten Mutter.

    Johanna sehnt sich nach Klärung und traut sich schließlich ihre Mutter anzurufen, doch die weist den Anruf zurück. Besessen von den Wunsch nach Klärung beginnt Johanna ihre Mutter zu stalken. Ihre Gedanken drehen sich fast ausschließlich um den Wunsch, die Mutter noch einmal zu sehen, Erinnerungen aus der Kindheit auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Im Grunde geht es darum Antworten auf Fragen wie: Hast du mich eigentlich geliebt? Warum warst du nicht für mich, als ich versuchte, meinen Weg zu finden? Warum hast du nie darüber gesprochen, was dir auf der Seele lastet?, zu finden. Doch Mutter schweigt.

    Vigdis Hjorth hat Johannas Geschichte im Bewusstseinsstrom geschrieben. Manchmal folgt der Leser, die Leserin, Johannas Erinnerungen und Gedanken über Seiten hinweg, manchmal stehen gerade zwei Zeilen auf einer Seite und jedes Wort sitzt. Spannender als jeder Krimi!

    Die Wahrheiten meiner Mutter
    Autorin: Vigdis Hjorth
    Übersetzerin: Gabriele Haefs
    Verlag: S. Fischer
    ISBN: 978-3-10-397512-3
    24,00 €
    
  • Norwegen,  Roman

    Benoni von Knut Hamsun

    Benoni Hartvigsen ist zu Beginn der Geschichte Postbote und somit ein angesehenes Mitglied der kleinen Gemeinde um den Handelsposten Sirilund. Leider kann er den Mund über eine Begegnung mit einer gewissen Dame nicht halten und wird seines Postens enthoben. Doch er kommt wieder auf die Beine, unter anderem durch den Kaufmann Mack, der über Schiffe, den Laden und den Geldverleih im Ort herrscht und sich gerne einmal von den Hausmädchen den Rücken (und nicht nur den) schrubben lässt. Mack fördert die Beziehung zwischen Benoni und Rosa, seinem Patenkind und die Beiden verloben sich miteinander. Doch während Benoni zu Fischaufkauf auf den Lofoten ist, taucht deren erste Liebe Nicolai auf und der arme Benoni ist der Angeschmierte … fürs erste jedenfalls.

    Knut Hamsun hat seine Geschichte in der Nähe von Bergen angesiedelt. Sein Benoni ist ein wenig naiv, aber nicht dumm. Eine gewisse Bauernschläue zeichnet ihn aus. Das zeigt sich besonders dann, wenn Mack ihn irgendwie über den Tisch ziehen will, da kann sich das Angebot noch so gut anhören, doch wenn Benonis Gefühl „nein“ sagt, sagt er nein.

    Über die Geschichte Benonis erzählt Hamsun von dem Wunsch in der Gesellschaft aufzusteigen, anerkannt zu werden. Geld ist hier weniger ein Faktor zum Erwerb von Luxusgütern, sondern dazu Ansehen zu verleihen. Der zu sein, der mit Hartvigsen und „Ihr“ gegrüßt wird. Diesen Aufstieg Benonis zum Kompangnon Macks erzählt Hamsun mit Humor und einem ironischen Blick auf das menschliche Miteinander. Wenn es um das Theme Ehe geht, könnte man allerdings zu dem Schluss kommen, dass der Autor diesem Konzept nicht sehr wohlwollend gegenüber stand.

    Im Nachwort erzählt die Übersetzerin Gabriele Haefs von Knut Hamsuns umstrittenen Rufes bezüglich seiner Nazisympathien im eigenen Lande. Auch das ist sehr lesenswert, zeigt es doch, dass es zwischen Schwarz und Weiß noch eine Menge Schattierungen gibt.

    Benoni
    Autor: Knut Hamsun
    Übersetzerin: Gabriele Haefs
    Nachwort: Gabriele Haefs
    Verlag: Kröner
    EAN:  9783520626011
    Preis: 24,00 €

  • Norwegen,  Roman,  Uncategorized

    Die Leute vom Hellemyr von Amalie Skram

    Die Leute vom Hellemyr gilt als das Hauptwerk der norwegischen Schriftstellerin Amalie Skram (1846 – 1905). Der Band 1: Sjur Gabriel, wurde 1887 erstmals veröffentlicht. Dieser Band wurde von Christel Hildebrandt übersetzt

    Sjur Gabriel, seine Frau Oline und deren zahlreiche Kinderschar leben auf dem Hof Hellemyr, Felsenmoor, bei Bergen, es ist ein karges Leben. Die Familie hält sich mit Landwirtschaft und etwas Fischerei gerade so über Wasser. Während Sjur Gabriel stur und verbissen weitermacht, flüchtet sich Oline immer wieder in den Alkohol, was in der Regel Gewaltausbrüche Sjur Gabriels nach sich zieht. Als das jüngste Kind der beiden stirbt, zerbricht auch Sjur Gabriel. Der erste Band endet mit den Worten:


    „Von diesem Tag an tranken beide, der Mann und die Frau vom Hellemyr“

    In Band 2 überspringt Amalie Skram eine Generation, auch wenn die Kinder von Oline und Sjur Gabriel kurz vorkommen. Der Protagonist ist der Enkel Sievert Jensen, der, 16-jährig, arg darunter leidet, dass seine Großeltern als Trinker verschrieen sind. Besonders seine besoffen durch die Stadt torkelnde Großmutter, der eine Horde sie verspottender Kinder folgt, macht ihm das Leben in Bergen zu Hölle. Er beschließt, gegen den Willen seiner Eltern, zur See zu gehen und heuert als Moses auf der Zwei Freunde an. Die Reise geht nach Kingston und zurück. Band 2 wurde von Nora Pröfrock übersetzt.

    Der erste und der zweite Band lassen sich gut unabhängig von einander lesen. „Zwei Freunde“ ist ein Seefahrtsroman, in dem die Autorin sicher eigene Erlebnisse verarbeitet hat. Sie wurde mit 19 mit einem sehr viel älteren Kapitän verheiratet, der sie mit auf Fahrt nahm. Sievert, der Moses, hat es nicht leicht auf der Zwei Freunde. Als jüngster hat er die Dreckarbeit und den Spott der älteren Mannschaftsmitglieder zu ertragen, doch er beißt sich durch und kommt recht gut zurecht. Leider ist Sievert einer der, sowie er Gutes erreicht hat, dieses durch Lügen und kleine Diebstähle wieder zerstört. Auf der Heimfahrt gerät das Schiff in Seenot, die Mannschaft überlebt knapp und Sievert gibt die Seefahrt auf.

    In Band 3: S. G. Myre übersetzt von Christel Hildebrandt, wird Sieverts Geschichte weiter erzählt und wir lernen Petra Frimann, die Tochter des versoffenen Gerichtsboten, sowie die feine Gesellschaft von Bergen kennen. Sievert hat eine Anstellung im Kontor des Kaufmanns Munthe und als Faktotum in dessen Privathaus gefunden, er ist fleißig, seine Arbeit wird geschätzt und er hätte dort ein gutes Auskommen, wenn er sich nicht der Tochter des Hauses, Lydia, Munthe genähert hätte. Lydia kommt nach Hamburg ins Internat und Sievert verliert seine Stellung. Kurz bevor er meint, vor die Hunde zu gehen, findet er eine neue Anstellung bei einem Händler und verliert auch diese wieder, durch seine Mauscheleien. Petra Frimann widerum wird Hauswirtschafterin bei Konsul Smith und dessen gehbehinderter Frau. Petra ist schön und der Konsul ein charmanter Schwerenöter. Er verführt Petra, die sich mit der Zeit einbildet, nach dem Tod der Konsulin, von ihm geheiratet zu werden. Natürlich hat er nichts dergleichen im Sinn, sondern ermutigt Petra Sievert Jensen zu heiraten und erklärt sich bereit dem Paar großzügige Unterstützung bei ihrer Etablierung zuteil werden zu lassen. Sievert, der mittlerweile bei Smith arbeit, ist begeistert, denn er ist verliebt in Petra, die ihn nur widerwillig nimmt. Sievert ändert seinen Nachnamen in Myre, um endlich jede Verbindung zu der verschrienen Familie Jensen vom Hellemyr zu kappen.

    Das Nachwort zu diesem Teil stammt von Gunnar Staalesn.

    Band 4: Die nächste Generation wurde von Gabriele Haefs übersetzt:

    Hier liegt der Fokus auf den Kindern der Familie Myre und Smith. Die Ehe von Petra und Sievert ist alles andere als ein Erfolg. Petra ist verbittert und lässt ihren Frust an den Kindern aus. Besonders Sofie und Serverin, die älteren der Geschwister leiden unter dem Geiz und den Gewaltausbrüchen der Mutter. Severin wiederum ist mit Hendrik dem Sohn Konsuls Smith und seiner zweiten Frau Lydia Munthe, eng befreundet und doch in der Schule ein Außenseiter. Der Musterstängel, der es nicht erwarten kann, auf die Universität zu gehen und dem Elend zu Hause zu entfliehen. Sievert hingegen hat es wiedereinmal geschafft, sein Geschäft durch gewagte Spekulationen zu ruinieren und landet schließlich wegen Betrug im Gefängnis, wo er auch stirbt.

    Amalie Skram hat mit den Leuten vom Hellemyr ein Gesellschaftsbild Bergens im 19. Jahrhundert geschaffen. Vieles was sie beschreibt, entstammt eigenem Erleben. Amalie Skrams Vater hatte die Familie, nach dem sein Geschäft bankrott war, verlassen und sich nach Amerika abgesetzt. Amalie wurde mit einem älteren ungeliebten Mann verheiratet, um die Familie zu sanieren, wie es auch im vierten Band Sofie Myre geschieht. Neben der Unüberwindbarkeit der Klassenunterschiede ist immer wieder die Situationen der Frauen, ihre relative Rechtlosigkeit und Unfreiheit, Thema im Werk dieser Autorin. Die Leute von Hellemyr spielt im 19. Jahrhundert und liest sich doch so heutig und aktuell. 1200 Seiten und keine davon zuviel. Im Gegenteil, es wäre schön gewesen, hätte die Autorin es noch geschafft, den angedachten 5. Teil zu schreiben.

    Ein großes Lob hier auch an die Übersetzerinnen. Im Orignal verwendet die Autorin viel den Arbeiterdialekt, wie er in Bergen des 19. Jahrhundert gesprochen wurde. Dialekt zu übersetzen ist immer schwer, doch hier ist es brilliant gelungen.

    Die Leute vom Hellemyr Band 1 - 4
    Autorin: Amalie Skram
    Übersetzerinnen: Christel Hildebrandt, Nora Pröfrock und Gabriele Hafs
    Nachwort in Band 3: Gunnar Staalesen
    Verlag: Guggolz
    Preis: 69,00 €
  • Anthologie,  Norwegen

    Kein Fjord so tief wie mein Herz – Liebesgeschichten aus Norwegen – Hersg. Dörte Giebel

    Es gibt soviele Arten von Liebe und doch ist sie universell. 14 Geschichten finden sich in dieser Anthologie und jede wirft einen individuellen Blick auf dieses Thema, das uns alle bewegt. Unter anderem erinnert sich in Majken van Bruggens „Fotoalbum“ eine alte Frau an ihre Jugendliebe, die ihr so lebendig und frisch erscheint, während ihre nähere Vergangenheit und Gegenwart in der Demenz verschwinden. Aber auch die Eigenliebe ist ein Thema, zum Beispiel in Ellisiv Lindkvist „Inga Lykke und Hans Jor“ Thema. Es sind vierzehn Geschichten, die jede ihren eigenen Blick auf die Liebe und auf das Leben haben. Das schöne ist, dass es eben auch die dunklen Seiten zeigt, etwa in Anlaug Sanderogs „Für immer Dein“, in der sich eine Frau in ihrer Sehnsucht nach Liebe, einem Vampir ergibt und sich aussaugen lässt … im übertragenen Sinne.

    Kurz gesagt: eine absolute Leseempfehlung!

    Kein Fjord so tief wie mein Herz
    Hersg: Dörte Giebel
    Übersetzerinnen: Dörte Giebel, Gabriele Haefs, Sophia Wulfert
    Verlag: BoD - Book on Demand, Norderstedt
    ISBN: 978-3-7568-4078-6
    Preis: 14,00 €
  • Norwegen,  Roman

    Die Rückkehr von Anne B. Ragde

    Mit dem Lügenhaus begann Anne B. Ragdes Geschichte über die Familie Neshov und von Torunn, der Anerbin des Hofes. Mittlerweile gibt es 6. Bände über die Familie Neshov und mit Rückkehr schließt Anne B. Ragde die Serie.

    Ich habe alle sechs Bücher gelesen. Die ersten drei mit Begeisterung, den 4. Teil eher aus Liebe zu den Charakteren, beim 5. Teil wurde es wieder besser und beim 6. habe ich zu meiner alten Begeisterung zurückgefunden … aber die Etnscheidung, die Reihe hier enden zu lassen, finde ich richtig. Torunn Breiseith hat sich gefunden, die Lügen der Familie sind auf den Tisch gekommen. Kurz, es ist Ruhe eingekehrt.

    Übersetzung aus dem Norwegischen: Gabriele Haefs

  • Krimi,  Norwegen

    Ein notewendiger Tod von Anne Holt

    Erneut lässt Anne Holt ihre neue Detektivin Selma Falk ermitteln. Eine Protagonistin die sich doch sehr von üblichen Ermittlerinnen unterscheidet. Ex-Anwältin, Olympiasiegerin, TV-Berühmtheit und spielsüchtig. Selma Falk ist eine, die weiß wie sie ihre Ziele erreicht und die je nach Bedarf, ihren Charme einsetzt oder lügt und betrügt, wenn sie es für nötig hält. So ist der Anfang von „Ein notwendiger Tod“ doch erstaunlich …

    Selma erwacht in einer brennenden Hütte. Sie ist nackt, es schneit und sie hat keine Ahnung, wie sie dort hingekommen ist, geschweige denn, wie sie arg geschwächt und nackt, zurück in die Zivilisation kommen soll. Nach und nach erinnert sie sich, an die Hochzeit ihrer Tochter, auf der der Bräutigam durch einen anaphylaktischen Schock stirbt. An den Auftrag des Restaurantbetreibers den Todesfall zu untersuchen, um zu klären, dass die Schuld nicht beim Koch lag. Das Dumme ist, dass sich schnell das Gefühl einschleicht, dass der Tod des Minutenschwiegersohn kein Unfall war. Sjalg Petterson war nicht nur Historiker, sondern auch politischer Influenzer, dessen bevorzugte Zielscheibe in seinen Blogartikeln der aktuelle Justizminister Trygve Mejer war. Dieser widerum ist Mitglied im Rat, einer mächtigen Gruppe, die im Falle einer Invasion Norwegens, tätig werden soll.

    Anne Holt nimmt sich in „Ein notwendiger Tod“ eines topaktuellen Themas an, Beleidigungen und Mobbing im Internet. Stephen Fry hat einmal gesagt:

    Twitter ist die Toilettenwand des InternetsStephen Fry, Schauspieler und Autor

    Wie geht man nun damit um? Welche Regulierungen sollte es geben? Das sind Fragen, die in diesem Roman aufgeworfen werden. Anne Holt hat also auch diesmal ein brisantes Thema angepackt und durch lebendige Charaktere und eine spannende Story so aufgearbeitet, dass es für die Leser erlebbar wird.

    Übersetzerin: Gabriele Haefs

  • Crime noir,  Krimi,  Norwegen

    Kalte Herzen von Gunnar Staalesen

    Hege, eine Prostituierte, in der Varg Veum, eine frühere Schulfreundin seines Sohnes erkennt, bittet ihn um Hilfe. Maggie, eine Kollegin, ist verschwunden, nachdem sie panisch einen Freier abgelehnt hat. Veum, der früher Sozialarbeiter war, sieht sich um und gerät in immer tiefergehende Verstrickungen, die zum Teil in der Vergangenheit ihre Wurzeln haben. Denn nicht nur Maggie ist verschwunden, sondern auch ihr Bruder, der auf Freigang war. Zu allem kommt noch, dass auch die Zuhälter von Maggie und Hege nicht gerade glücklich über Veums Ermittlungen sind, denn denen ist gerade ein Drogendeal schiefgegangen und der gute Varg, kommt auch dieser Sache sehr nahe.

    Kalte Herzen ist Varg Veums 16. Fall und es wird nicht langweilig. Der Autor hat die Handlung in 1997 angelegt, in eine Zeit, in der noch nicht jeder E-Mail hatte und eben auch noch keine Smartphones vorhanden waren. Die Handlung ist auch ohne dies rasant und interessant. Gunnar Staalesen ist einer der Autoren, die in einem spannenden Plot Sozialkritik anbringen können, ohne arrogant zu wirken. Vor allem hat er kein Problem damit, hinter die Fassade der Wohlanständigkeit zu schauen. Mittlerweile gibt es 19 Varg Veum Bücher und ich hoffe doch sehr, dass die drei, die noch nicht in deutscher Übersetzung vorliegen noch kommen.

    Gunnar Staalesen lebt in Bergen, wo auch die Handlung dieses Buches angelegt ist.

    Kalte Herzen, ISBN 978-3-048392-60-4, Preis: 16,00, Übersetzer:innen: Gabriele Haefs & Nils Hinnerk Schultz, Herausg. Jürgen Ruckh.

  • Norwegen,  Roman

    Das Haus über dem Fjord von Kristin Valla

    Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Elin in ihren Geburtsort zurück um das Haus aufzulösen und zu verkaufen. Es wird eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit, auf der sie erkennt, dass bei weitem nicht alles so war, wie es ihr damals erschien. Mittlerweile lebt sie in Oslo, ist Journalistin für ein Modemagazin und denkt, sie hätte sich von dem kleinen Ort an der nordnorwegischen Küste und von dem Haus über dem Fjord gelöst. Doch auch das ist nicht ganz so, wie sie vermutet. Ihre ganze Jugend war von einem dramatischen Ereignis überschattet. An einem Tag wurden ihr Vater und ihre Brüder von einem Erdrutsch verschüttet und ihre Mutter versank in Trauer.

    Das Haus über dem Fjord ist der dritte Roman von Kristin Valla und die Autorin weiß eine Geschichte aufzubauen und zu erzählen. Der Aufbau ist einfach und überschaubar. Es gibt Rückblenden in die Vergangenheit, die mit dem abgeglichen werden, was Elin während ihres Aufenthaltes und ihrer Suche erfährt. Doch das Buch hat auch ein Manko. Im letzten Viertel, Elins Nachforschung über die Vergangenheit ihres Vaters, haben sie in ein französisches Dorf geführt, und ab hier beginnt Kristin Valla die Geschichte zu überfrachten. Hätte sie der Versuchung widerstanden, diesen Twist einzufügen, wäre es ein rundherum gelungenes Werk geworden.

    Das Haus über dem Fjord

    Roman
    OT: Ut av det blå
    Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
    gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen

    320 Seiten

    ISBN: 978-3-86648-649-2

    Erscheinungsdatum: 20.09.22